Samstag, 7. März 2015

09. Die Waage und der Error




09. Die Waage und der Error

Gestern war Pilgerstammtisch und ich habe im Vorfeld meinen Pilgerwagen einsatzfähig hergerichtet. Hatte ich doch noch eine Idee, nachdem sich vor einigen Tagen bereits herauskristallisiert hat, dass mein Solarpaneel nur mit Gummigurten befestigt zu sehr hin und her schlabberte. So habe ich mir noch eine Konstruktion einfallen lassen, dass es an der hinteren Seite festgeschraubt wurde und trotzdem in der Höhe noch bedingt beweglich sein konnte. Es war also möglich, es je nach Sonneneinfallwinkel zu verstellen. Allerdings waren auch dafür wieder einmal ein bisschen Aluminium und ein paar Schrauben erforderlich und damit habe ich ja eigentlich keine Probleme und es sah auch ganz passabel aus.


 Um den Pilgerwagen nun am Abend mitnehmen zu können, habe ich noch einen 5-Liter-Wasserkanister natürlich gefüllt, wenn schon, denn schon dazu gestellt und letztendlich meinen, ich muss ganz ehrlich sagen, nur provisorisch gepackten Rucksack mit hinzu gestellt und dann noch alles mit einem Gurt gesichert.


Zur Probe legte ich meinen Hüftgurt an und hängte den Wagen am Hüftgurt an. Ich muss sagen, er machte einen guten Eindruck und wirkte ausgewogen. Das bedeutet, dass er mit einem bisschen Mehr an Gewicht locker im Hüftgurt hing und nicht ungewollt nach hinten wegkippte. 



Alles gut, denke ich mir und klappe schon mal die hintere Sitzbank im Auto um, damit das Gefährt auch hineinpasst. Und dann wollte ich ihn einfach nur von hinten in den Kombi hineinheben und verzurren.

Beim Versuch, ihn hinten hineinzuheben tauchten sofort erste Zweifel auf. Ich weiß ja, dass ich mit meinen kaputten Schultern und meiner Halswirbelsäule eigentlich einen sogenannten 3-kg-Schein hatte und der brachte sich auch sofort in Erinnerung. 
Das Ding wollte nicht in den Kombi! Nein, stimmt gar nicht, ich schaffte es nicht, das Ding in den Kombi zu heben und dort zu verfrachten und darum wollte ich es nun wissen.



Ich aus der Garage, ab nach oben in die Wohnung, die Personenwaage geschnappt und wieder runter in die Garage. Ganz vorsichtig schob ich den Pilgerwagen an die Waage heran und kippte ihn vorsichtig nach oben, sodass ich ihn nur noch ausbalancieren brauchte. Ich wand mich, den Wagen balancierend drum herum, um die Anzeige einsehen zu können und dann geschah, was nicht hätte passieren dürfen. Die Waage sprach eine Sprache, die ich mit einem bösen Fluch, den ich hier nicht niederschreiben möchte, kommentierte und zeigte mir zwei Zahlen, die nicht schlimmer sein konnten, eine 4 und dann eine 8 und das hieß nicht entweder-oder, sondern tatsächlich 48 kg.


Weitere ungläubige Versuche führten immer wieder zum gleichen Ergebnis, ich war fix und fertig. So brauchte ich gar nicht erst los, weder zum Stammtisch noch in Gedanken auf Tour.

Ich habe alles zugemacht, Auto, Garage und war einfach nur reif für einen Kaffee und der Möglichkeit, mir Gedanken zu machen.

Alles werde ich wieder ändern, zurückbauen und Gewicht reduzieren und somit auch auf die eine oder andere Annehmlichkeit verzichten müssen. Verzichten – war das nicht eines dieser Stichworte für den Camino? Ja, verzichten gehört zur Vorbereitung dazu und natürlich war auch in meinem Fall die Frage: Worauf kann ich verzichten?

Einige Dinge sind mir sofort eingefallen, die ich zwar ungerne aber doch zurückbauen kann und auch Dinge, auf die ich verzichten kann.
Ich muss keinen Kanister mit fünf Liter Wasser mitnehmen, wenn ich einen Trinkrucksack für 2 Liter Flüssigkeit habe. Ich kann die 12 V 12 AH- Batterie weglassen und mein Laptop direkt aufladen und die schöne Alu-Kiste, in der ich all dieses inclusive Elektronic und auch die Küchenutensilien untergebracht habe, muss auch weichen. 

Stattdessen werde ich mir wohl eine kleine Plastikkiste einrichten, die von sich aus schon mit weniger Gewicht zu Buche schlägt.

Insgesamt, so meine ersten Berechnungen, kann ich schon mal 18 kg einsparen. Dazu kommen noch einige Verschraubungen und verschieden Dinge aus meinem Rucksack, den ich mit wesentlich mehr Sorgfalt packen muss.

Aber insgesamt bin ich nach meinem ersten Schock wieder guter Dinge, dass ich eine obere Grenze von 25 kg erreichen kann.

Natürlich habe ich das auch als Anekdote gestern Abend bei dem Pilgertreffen zum Besten gegeben und hatte dabei aber auch die Lacher auf meiner Seite. 

Es waren einfach zu viele Ideen, die ich hatte und auch verwirklichen wollte.




1 Kommentar:

  1. Hallo Herbert,
    schön dass du deinen Weg mit uns teilen willst. Da du ja vermutlich den Elisabethpfad nach Marburg nehmen wirst, hier ein kleiner Hinweis. Ich bin letztes Jahr von Kassel nach Marburg und weiter gelaufen. Die Wege sind relativ gut und meistens dürftest du mit deinem Pilgerwagen keine Schwierigkeiten haben. Einzige Ausnahme die mir jetzt sofort einfällt ist ein kleiner Abschnitt zwischen Treysa und Momberg. Kurz vor Momberg führt der Weg auf einem mehr als abenteuerlichen Trampelpfad (und der war auch noch extrem überwuchert) durch ein kleines Waldstück. Mit dem Wagen ist da eigentlich kein durchkommen. Geh lieber schon vor dem Wald Richtung Bahnschienen (oder Wiera) und nimm die kleine Schleife um den Wald.
    Ansonsten wünsche ich dir allzeit Bon Camino
    Viele Grüße
    Christian :-)

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