09. Die
Waage und der Error
Gestern war
Pilgerstammtisch und ich habe im Vorfeld meinen Pilgerwagen einsatzfähig
hergerichtet. Hatte ich doch noch eine Idee, nachdem sich vor einigen Tagen
bereits herauskristallisiert hat, dass mein Solarpaneel nur mit Gummigurten
befestigt zu sehr hin und her schlabberte. So habe ich mir noch eine
Konstruktion einfallen lassen, dass es an der hinteren Seite festgeschraubt
wurde und trotzdem in der Höhe noch bedingt beweglich sein konnte. Es war also
möglich, es je nach Sonneneinfallwinkel zu verstellen. Allerdings waren auch
dafür wieder einmal ein bisschen Aluminium und ein paar Schrauben erforderlich
und damit habe ich ja eigentlich keine Probleme und es sah auch ganz passabel
aus.
Um den
Pilgerwagen nun am Abend mitnehmen zu können, habe ich noch einen
5-Liter-Wasserkanister natürlich gefüllt, wenn schon, denn schon dazu gestellt
und letztendlich meinen, ich muss ganz ehrlich sagen, nur provisorisch
gepackten Rucksack mit hinzu gestellt und dann noch alles mit einem Gurt gesichert.
Zur Probe
legte ich meinen Hüftgurt an und hängte den Wagen am Hüftgurt an. Ich muss
sagen, er machte einen guten Eindruck und wirkte ausgewogen. Das bedeutet, dass
er mit einem bisschen Mehr an Gewicht locker im Hüftgurt hing und nicht
ungewollt nach hinten wegkippte.
Alles gut,
denke ich mir und klappe schon mal die hintere Sitzbank im Auto um, damit das
Gefährt auch hineinpasst. Und dann wollte ich ihn einfach nur von hinten in den
Kombi hineinheben und verzurren.
Beim
Versuch, ihn hinten hineinzuheben tauchten sofort erste Zweifel auf. Ich weiß
ja, dass ich mit meinen kaputten Schultern und meiner Halswirbelsäule
eigentlich einen sogenannten 3-kg-Schein hatte und der brachte sich auch sofort
in Erinnerung.
Das Ding wollte nicht in den Kombi! Nein, stimmt gar nicht, ich
schaffte es nicht, das Ding in den Kombi zu heben und dort zu verfrachten und
darum wollte ich es nun wissen.
Ich aus der
Garage, ab nach oben in die Wohnung, die Personenwaage geschnappt und wieder
runter in die Garage. Ganz vorsichtig schob ich den Pilgerwagen an die Waage
heran und kippte ihn vorsichtig nach oben, sodass ich ihn nur noch
ausbalancieren brauchte. Ich wand mich, den Wagen balancierend drum herum, um
die Anzeige einsehen zu können und dann geschah, was nicht hätte passieren dürfen.
Die Waage sprach eine Sprache, die ich mit einem bösen Fluch, den ich hier
nicht niederschreiben möchte, kommentierte und zeigte mir zwei Zahlen, die
nicht schlimmer sein konnten, eine 4 und dann eine 8 und das hieß nicht
entweder-oder, sondern tatsächlich 48 kg.
Weitere
ungläubige Versuche führten immer wieder zum gleichen Ergebnis, ich war fix und fertig. So
brauchte ich gar nicht erst los, weder zum Stammtisch noch in Gedanken auf
Tour.
Ich habe
alles zugemacht, Auto, Garage und war einfach nur reif für einen Kaffee und der
Möglichkeit, mir Gedanken zu machen.
Alles werde
ich wieder ändern, zurückbauen und Gewicht reduzieren und somit auch auf die
eine oder andere Annehmlichkeit verzichten müssen. Verzichten – war das nicht eines
dieser Stichworte für den Camino? Ja, verzichten gehört zur Vorbereitung dazu
und natürlich war auch in meinem Fall die Frage: Worauf kann ich verzichten?
Einige Dinge
sind mir sofort eingefallen, die ich zwar ungerne aber doch zurückbauen kann
und auch Dinge, auf die ich verzichten kann.
Ich muss keinen Kanister mit fünf
Liter Wasser mitnehmen, wenn ich einen Trinkrucksack für 2 Liter Flüssigkeit
habe. Ich kann die 12 V 12 AH- Batterie weglassen und mein Laptop direkt aufladen
und die schöne Alu-Kiste, in der ich all dieses inclusive Elektronic und auch die Küchenutensilien
untergebracht habe, muss auch weichen.
Stattdessen werde ich mir wohl eine
kleine Plastikkiste einrichten, die von sich aus schon mit weniger Gewicht zu
Buche schlägt.
Insgesamt,
so meine ersten Berechnungen, kann ich schon mal 18 kg einsparen. Dazu kommen
noch einige Verschraubungen und verschieden Dinge aus meinem Rucksack, den ich
mit wesentlich mehr Sorgfalt packen muss.
Aber
insgesamt bin ich nach meinem ersten Schock wieder guter Dinge, dass ich eine
obere Grenze von 25 kg erreichen kann.
Natürlich
habe ich das auch als Anekdote gestern Abend bei dem Pilgertreffen zum Besten
gegeben und hatte dabei aber auch die Lacher auf meiner Seite.
Es waren einfach zu
viele Ideen, die ich hatte und auch verwirklichen wollte.
Hallo Herbert,
AntwortenLöschenschön dass du deinen Weg mit uns teilen willst. Da du ja vermutlich den Elisabethpfad nach Marburg nehmen wirst, hier ein kleiner Hinweis. Ich bin letztes Jahr von Kassel nach Marburg und weiter gelaufen. Die Wege sind relativ gut und meistens dürftest du mit deinem Pilgerwagen keine Schwierigkeiten haben. Einzige Ausnahme die mir jetzt sofort einfällt ist ein kleiner Abschnitt zwischen Treysa und Momberg. Kurz vor Momberg führt der Weg auf einem mehr als abenteuerlichen Trampelpfad (und der war auch noch extrem überwuchert) durch ein kleines Waldstück. Mit dem Wagen ist da eigentlich kein durchkommen. Geh lieber schon vor dem Wald Richtung Bahnschienen (oder Wiera) und nimm die kleine Schleife um den Wald.
Ansonsten wünsche ich dir allzeit Bon Camino
Viele Grüße
Christian :-)