10. Ende mit
dem Gewichtswahn
Ich weiß ja,
48 kg sind einfach zuviel, auch wenn ich sie „nur“ ziehen muss. Aber es geht ja
auch manchmal bergrauf und auch bergrunter, wobei ich noch herausfinden muss
und werde, was die schlimmere dieser beiden Möglichkeiten ist.
Auf jeden
Fall habe ich mich in der vorigen Woche noch einmal intensiv damit auseinander
gesetzt, alles von meinem Pilgerwagen abgebaut und versucht, ihn mit anderen Materialien
neu aufzubauen. Irgendwie erinnert mich das alles an die Probleme, die auch die
Autobauer ganz speziell bei den Elektrofahrzeugen haben:
Gewicht – Gewicht – Gewicht!
Nach ersten
groben Überlegungen könnte ich wohl etwa 18 kg einsparen. Ich tausche die
selbstaufblasende Isomatte gegen eine leichte althergebrachte, ich lasse die
zusätzliche Batterie meiner Solaranlage raus und lade die Akkus vom Handy und
vom Laptop direkt auf und was ich gar nicht gerne mache, ich muss meine schöne
Alu-Küchen- und Elektronik-Kiste weg lassen und durch eine leichtere Plastikbox
ersetzen.
Irgendwie alles in einen Sack zu verstauen, war nicht mein Ding. Denn
sucht einmal den Salzstreuer in einem „gemischten“ Sack. Nein, auf grundsätzliche
Ordnung wollte ich nicht verzichten.
Und
tatsächlich kam ich so auf 30 kg runter. Das war schon mal eine Hausnummer.
Auch optisch kam das schon ganz gut rüber. So könnte ich mich auch überall
sehen lassen.
In meiner
Euphorie hegte ich sogar die Hoffnung, noch irgendwie weitere 5 kg abspecken zu
können, ein paar kleine Ideen hatte ich ja noch. Ich könnte ja noch die
überstehenden Gewindestücke von den Zurrösen absägen und wahrscheinlich auch
noch ein paar kg beim Rucksack sparen, zumal ich ihn beim ersten Packen
nur ganz grob gefüllt habe, damit es so aussieht, wie es aussehen sollte. Das
mit den überstehenden Gewindestücken habe ich aber bleiben lassen, weil ich so
auch unten noch einen Zurrgurt einhängen konnte.
Und weil das
alles nicht mehr so tragisch sein dürfte, machte ich ein paar Tage Pause und
ging heute erst wieder dran. Sind ja noch 14 Tage, dachte ich so bei mir, habe
aber heute früh auch noch meine Bekannte von der AIDS-Hilfe Kassel angerufen,
ob es denn auch sicher dabei bleiben würde, dass ich die AIDS-Hilfe-Bärchen
bekommen würde, die ich unterwegs an markanten Stellen hinterlassen wollte. Das
wurde also noch geklärt und danach ging es an den Wagen, genauer gesagt ans
Gewicht. Einige Dinge musste ich aber auch noch in meiner Box verstauen, auf
die ich unterwegs nicht verzichten wollte. Z.B. eine Dose, in die ich meinen
Kaffee einfüllen konnte, einen Kaffefilter und natürlich auch das Filterpapier,
denn ich werde unterwegs nicht auf meinen frisch gebrühten Kaffee verzichten,
der gehört zum Leben dazu, bei mir jedenfalls.
Als nächstes
war der Rucksack dran. Ich habe ihn komplett ausgepackt und dann Stück für
Stück wieder eingeräumt und dabei habe ich versucht, mein miserables
Organisationstalent zu überlisten und die Sachen zumindest versuchsweise in der
Reihenfolge der Zugriffshäufigkeit eingepackt. Allerdings habe ich die
Textilien auch zu mehreren Teilen in verschließbare Plastikbeutel verstaut,
sollte doch einmal ein Wasserfall für ein Unglück sorgen. Ja, da war dann noch
der Poncho, die Regenhose, die Abdeckplane, achja und der kleine Laptop wollte
ja auch noch verstaut werden, inclusive Ladekabel und Maus.
Das habe ich
dann noch auf dem Pilgerwagen verstaut und alles gut verzurrt, damit es nicht
bei der ersten Unebenheit oder Berg- oder Talfahrt wieder runter fliegt. Alles
war gut ausgewogen, es lag nur ein minimaler Druck auf die Zugstangen und der
Wagen kippte nicht nach hinten weg. Er lief einfach hinterher und ich spürte
ihn nicht an meinem Beckengurt. Genau so sollte es sein und so könnte es
losgehen.
Ich hatte
aber auch noch die Waage in der Garage und wollte es jetzt wissen, also Augen
zu und durch. Nein, mit geschlossenen Augen sieht man es ja nicht. Ich hatte
jetzt alles drauf, was ich glaubte, dabeihaben zu müssen und war mit dem Gewicht
doch wieder nach oben geschossen, jetzt bei 34 kg. Naja, gesamt immerhin 14 kg
weniger und jetzt war alles dabei. Was tun?
Ganz
einfach, sagte ich mir. Im Anfang habe ich von Kassel aus in Richtung Marburg
und dann weiter in Richtung Wetzlar und dann an der Lahn entlang nicht diese
Steigungen, wie ich sie in Spanien und teilweise auch in Frankreich erwarte,
aber ich werde es testen, wie ich damit klarkomme. Ich werde unterwegs testen,
auf was ich verzichten kann um dann das Überflüssige per Post wieder zurück zu
schicken. Aus diesem Grund werde ich auch noch keine Packliste erstellen, um
mich dann zerflücken zu lassen.
Ok, ich bin langjähriger Camper und weiß, dass ich
bei jedem Camping Dinge dabei habe, die ich nie gebraucht habe. Und genau darum
geht es mir jetzt, ich werde herausfinden, was ich brauche und was ich zurück
gehen lassen kann, und das noch innerhalb Deutschlands sodass es mit der Post
kein so großes Unterfangen ist.
Also geht es
in 14 Tagen mit 34 kg los, zusätzlich noch ein paar Lebensmittel, ein bisschen
Trinkwasser und dann noch fünf Stoffbärchen von der AIDS-Hilfe Kassel im Gepäck.
Aber die wiege und zähle ich nicht, die gehören dann dazu, fertig.
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