Mein Weg zur
Zeltstadt 2015
In diesem
Jahr sollte die Zeltstadt vom 31.07. bis zum 07.08. wieder in Neufrankenroda in
Thüringen stattfinden und ich hatte mich angemeldet, zum dritten
Mal.
Ich hatte
mich aber auch entschlossen, in diesem Jahr von Spangenberg aus zu Fuß dorthin
zu gehen, und zwar mit meinem Pilgerwagen, der mich schon nach Spanien
begleiten sollte, was aber aus gesundheitlichen Gründen gescheitert ist. Ich
habe vorher probiert, wie es wohl ist, mit einer oder auch zwei Kniebandagen zu
gehen und hatte dabei mit meinen beiden Stöcken auch keine Probleme.
Also habe
ich meinen Pilgerwagen mit allem gepackt, was ich glaubte, für eine Woche zu
Fuß und anschließend für eine Woche Zeltstadt, zu brauchen. Zelt, Schlafsack,
Isomatte, Kocher, Küchenutensilien, Kleidung und natürlich auch Lebensmittel
und Getränke. Ich habe ihn wenigstens dreimal gepackt, neu sortiert,
aussortiert, weggelassen, bis es nicht mehr oder weniger ging.
Geplant
waren sieben Tagesetappen von etwa 12 bis maximal 15 Kilometer, wobei ich
absichtlich keine Tagesziele festgelegt hatte, nur eine ungefähre Vorstellung
hatte, wie weit ich gehen könnte. Meine Erfahrung von vorher hatte mir ja
gezeigt, dass ich keine großen Wegstrecken mehr bewältigen kann.
Am 25.07.2015
gegen 09.30 Uhr bin ich in Spangenberg vom Campingplatz aus gestartet. Ich habe
meinen Wagen angespannt und bin los. Mein Weg führte mich hinten raus aus dem
Campingplatz, hinten, weil es einfach die sichere Variante war um problemlos
den Parallelweg zur Hauptstrasse in Richtung Pfieffe zu kommen. Diesen Weg bin
ich ja auch schon im vorigen Jahr gegangen, aber auch zwischendurch zum
trainieren.
Kurz vor Pfieffe musste ich aber wieder auf die Haupstraße und
einige Autos fuhren bedenklich nahe an mir vorbei, obwohl ich auf der richtigen
Seite, also ihnen entgegengehend ging. Es ist heutzutage aber wohl immer
seltener und kaum einer rechnet mit Fußgängern im Gegenverkehr.
Auf einer am Weg stehenden Bank machte ich nach etwa 6 km meine erste Pause und dann ging es weiter durch Bischofferode und dann den Berg hinauf, der mir schon im Vorjahr einiges abverlangte. Etliche enge Kurven und der Straßenverkehr zwangen mich zur Vorsicht und ich war froh, dass ich beim Franzosenweg endlich nach rechts in den Wald abbiegen konnte in Richtung Forsthaus und Schemmern. Einige Regenschauer später kam ich dann auch in Schemmern an, wo sich eine Schutzhütte befinden sollte, meinem eigentlichen Tagesziel. Anstelle der Schutzhütte fand ich eine schöne Holzhütte mit einer Veranda. Die Veranda war zugänglich, die Hütte selber aber verschlossen. Im Giebel stand wie in Holz gemeißelt „Baumschule“.
Da noch mit
schlechtem Wetter und Sturm zu rechnen war, wollte ich nicht im Zelt
übernachten, aber diese Veranda hatte eine schöne windgeschützte Ecke, die ich
wohl genommen hätte. Zum Glück hatte ich es mir noch nicht bequem gemacht, denn
es kam ein junger Mann, der mir von einer Geburtstagfeier erzählte, die dort an
diesem Tag steigen sollte.
Eigentlich
hätte es mir ja für diesen Tag gereicht, aber nun musste ich doch noch weiter und zum
Glück hatte der Regen nachgelassen. Im nächsten Ort, in Burghofen kam ich über
den Zaun mit einem Mann ins Gespräch und fragte ihn, ob er nicht eine
Möglichkeit wüsste, wo ich ohne großen Aufwand trocken und sturmsicher
übernachten könnte.
Alleine wollte er es nicht entscheiden und ging kurz ins
Haus, um mit „den Frauen“ zu sprechen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass es sich
um seine Frau und seine über 90-jährige Mutter handelte. Als er wieder aus dem
Haus kam, bat er mich, ihm zu folgen und wir gingen von hinten in die kleine
Scheune die Treppe hinauf. Quasi über der Scheune befand sich in einem Raum
eine Gaststube, die mir den Eindruck machte, als wären dort gestern noch die
letzten Gäste gewesen. Selbst hinter dem Schanktisch standen noch volle und
angebrochene Flaschen, mit denen noch eine große Fete möglich gewesen wäre.
Tisch und Bänke hatten wohl auch schon bessere Zeiten gesehen und in der Ecke
am Fenster stand sogar eine Couch mit einem Holzgestell, wie sie wohl in den
60ern in so manchem Wohnzimmer stand, ich glaube man sprach damals von altdeutsch. Zufrieden und glücklich bedankte ich mich
und holte die Sachen die ich wohl brauchen würde, von meinem Wagen. Im
Wesentlichen den Schlafsack und etwas zu essen und zu trinken, denn auf die
alkoholischen Reste hatte ich absolut keine Lust.
Draußen
heulte der Sturm und hin und wieder prasselte der Regen ans Fenster. Dennoch
konnte ich dieses Fenster kippen, sodass der Wind etwas Luft hineindrücken
konnte und für etwas Frische sorgte. Am Tisch packte ich mein Essen aus und
genoss den Abend, ruhig und vor allem trocken. Mit meinem Schlafsack packte ich
mich auf die Couch und habe sehr gut geschlafen.
26.07.2015 Schemmern – Hoheneiche
Kurz nach
sieben bin ich wach geworden und spürte als erstes meine Beine, die am Vortag
doch so einiges auszuhalten hatten. Ja, ich hatte trotz meiner vorhergehenden
Trainigstouren einen nicht unerheblichen Muskelkater und wollte auch erst
einmal wieder in Bewegung kommen. Also habe ich alles zusammengepackt, meinen
Wagen fertig gemacht und da sich im Haus noch nichts tat, habe ich mich auf den
Weg gemacht. Die ersten Schritte waren schon gewöhnungsbedürftig aber es ging
besser als ich dachte.
Der nächste
Ort war Friemen und ich habe erstmalig erlebt, dass mir der Weg alles gibt, was ich nicht habe. Eine sehr schön gestaltete fachwerkähnliche Bushaltestelle lud
mich ein, Frühstückspause zu machen. Es war nicht zu kalt und der Wind hatte ja
auch nachgelassen. So konnte ich auch meinen Wagen in die Haltestelle mit
hineinstellen und ganz gemütlich mit meinem Frühstück beginnen und dazu
natürlich auch meinen frischen Kaffee kochen. Das hat schon etwas, Sonntags
früh, es war so halb neun, in einer Bushaltestelle zu frühstücken.Ich habe keine Ahnung, was die Vorüberfahrenden von mir gedacht haben.
Bushaltestelle
in Friemen
Der weitere
Weg führte mich in Richtung Waldkappel, ich wollte aber noch vor Waldkappel den
Weg nach rechts in Richtung Bischhausen nehmen.
Auf halber Strecke erreichte ich auch diesen Abzweig, sah aber, dass es über
einen ziemlichen Höhenrücken ging und entschied mich dann doch, weiter den Weg
durch Waldkappel zu nehmen, um dann nach Bischhausen zu kommen.
Entlang der
Bundesstraße 7 gabe es auf der rechten Seite einen geteerten Weg, der jedoch nach etwa einem
guten Kilometer in einem Maisfeld endete. Da der Graben zur Straße nicht zu
überwinden war, zumindest nicht für mich mit meinem Wagen, ging es wieder
zurück und auf der anderen Straßenseite das Stück noch einmal und dann weiter.
Da ist mir dann auch zum ersten
mal ein Hinweisschild auf einen Radwanderweg vom Herkules (Kassel) zur
Wartburg (Eisenach) aufgefallen. Diesen Weg sollte ich noch öfter queren und
auch benutzen. Es ging also weiter und ich wusste, dass es in Bischhausen eine
Tankstelle gab, hoffte aber auch, dass sie Sonntags geöffnet sei. Meine
Getränke neigten sich dem Ende.
Von weitem
sah ich schon, dass sie offen war und konnte dort meinen Trinkrucksack mit
Mineralwasser und meinen Kanister mit normalem Trinkwasser auffüllen. Eine
Toilette gab es auch und ich konnte mich ein wenig frisch machen, wollte ich
doch an einem Sonntag nicht so abgerissen weiter gehen, zumal sich ja auch das
Wetter sehr schön entwickelte.
Ein paar
hundert Meter hinter dem Ort, weiter die B 7 entlang konnte ich dann nach
rechts in die Felder abbiegen und eine Abkürzung in Richtung Hoheneiche nehmen.
So als richtige Abkürzung wäre es wohl für einen reinen Fußgänger gewesen, der Weg wurde immer schlechter und
ging über in einen Feldweg mit tiefen Einfurchungen von den Traktoren.
Da erwiesen
sich meine 20-Zoll-Reifen an meinem Pilgerwagen als goldrichtige Wahl. Der
Wagen holperte zwar auch, kippte aber nicht um und verloren habe ich auch
nichts.
Über eine
kleine Fußgängerbrücke kam ich wieder auf den mir schon bekannten Radweg und es
kamen auch immer wieder Radfahrer, teils in Familie, teils sportlich aber auch
professionell vorbei. Gerade bei den professionellen zuckte ich doch so manches
mal zusammen, kamen sie doch mit einer ziemlichen Geschwindigkeit an und
überholten mich. Meist bemerkte ich sie erst, wenn sie vorbei waren.
Ich versuchte
immer, mit meinem Wagen entweder ganz links dem Verkehr entgegenzugehen oder
aber soweit wie möglich rechts zu bleiben. Die Deutsch-landfahne am Heck meines
Wagens war ja eigentlich auch schon von weitem zu sehen.
Jedenfalls
erreichte ich einen Bilderbuchort, Hoheneiche. Alles aufgeräumt, alles top, Rasen
frisch geschnitten, die Vorgärten genauso wie die Srasse mit den Fußwegen
sauber und aufgeräumt. Für meine Begriffe jedoch fast schon steril.
Da ich nach Hoheneiche die Bundesstraße 27/7 kreuzen
wollte, ging ich im Ort einmal links und dann vor der Bahnlinie wieder rechts
um an der Bahnlinie entlang zur Unterführung zu kommen.
Auf dem Weg dorthin
wurde ich aus einem Fenster heraus angesprochen und der Bewohner erklärte mir,
dass ich da wohl mit meinem Wagen nicht weiterkommen würde, weil neben der Straße
ein tiefer Graben war.
Wenn ich aber in einer Sackgasse landen würde, könnte
dort auch ein guter Platz für mein Zelt sein. Dies bestätigte der Mann am
Fenster und meinte aber, ich könnte auch unter der Brücke nächtigen, da käme eh
so gut wie nie jemand vorbei. Ich wollte mir das also anschauen und zog weiter.
Die
große Wildwiese sah ich als erstes und schaute schon nach einer Ecke, wo ich
mein Zelt aufstellen könnte. Am Ende der Wiese dann auch die Eisenbahnbrücke
über die auch gerade ein Zug rauschte. Und da das Wetter nicht so
vielversprechend war, dass es trocken bleiben würde, zog es mich unter die
Brücke, es war dort auch einigermaßen sauber. Unter dem Nachbarbrückenschlag
schlängelt sich das Flüsschen Sontra, das kurz zuvor noch von der Netra gespeist
wurde, mit glasklarem Wasser durch. Und ziemlich genau in der Mitte der
Unterführung baute ich mir mein Nachtlager auf.
Eisenbahnbrücke
südlich Hoheneiche in Höhe der B 27/7
Der Herr ist mein Hirte, er lässt es mich an nichts mangeln.
Gegen 20 Uhr
bekam ich sogar noch Besuch. Der Mann, der mich aus dem Fenster heraus
angesprochen hat, kam noch mit dem Fahrrad vorbei und wir unterhielten uns noch
einige Zeit, er erzählte davon, dass in diesem Bereich auch schon Waschbären
gesehen worden seien, was nicht gerade beruhigend auf mich wirkte und nachdem er noch so einiges aus seinem Berufsleben erzählte, radelte
er wieder davon.
Danach beschloss ich, in meinen Schlafsack zu kriechen, dachte
aber immer noch an die Waschbären und achtete auf jedes Geräusch, der Bach neben mir rauschte, manchmal knickten Zweige und dann kam auch wieder ein Zug mit wildem Rauschen auf die Brücke zu.
Keine halbe
Stunde später vernahm ich Schritte und ich sah zwei Jugendliche mit ihren
Skateboards unter dem Arm um die Ecke biegen. Ich hatte mich schon gewundert, angeblich kommt doch hier so gut wie nie jeamnd vorbei. Wir kamen kurz ins Gespräch und
sie gingen weiter, kamen jedoch kurz danach wieder zurück und boten mit Geld
an, einen Euro, mehr hätten sie nicht. Ich lehnte dankend ab und sagte ihnen,
dass ich quasi auf Pilgerschaft sei und nicht obdachlos. Das stellte sie
zufrieden und ich hatte bis zum morgen meine Ruhe, wenn nicht immer wieder Züge
über die Brücke donnerten und mal mehr und mal weniger Lärm machten und wenn ich gerade mal nicht mehr an Waschbären dachte.
27.07. 2015 Hoheneiche – Netra
Nein,
sonderlich gut habe ich nicht geschlafen, es gab viel Zugverkehr, und es gab
immer mal Geräusche und ich weiß nicht, ob die wirklich waren oder nur Träume.
Auf jeden Fall bin ich beizeiten aufgestanden und habe erst einmal in Ruhe
gefrühstückt. Ich fühlte mich auch wieder sicher. Und mein Muskelkater war auch
wieder da.
Ich habe
alles wieder verstaut und „warf“ mir eine Ibu ein, die mir auch gut geholfen
hat, so langsam wieder in Bewegung zu kommen. Der Graben auf der anderen
Straßenseite war wirklich nicht gut zu queren, da aber durch Straßenbauarbeiten
die halbe Straße gesperrt war, konnte ich die Baustelle nutzen, sicher bis zum
Abzweig der Bundesstraße 7 in Richtung Eisenach zu gelangen. Danach konnte ich gleich nach links abbiegen und war von da an
wieder auf dem Radwanderweg unterwegs, geteert, bequem zu gehen und mein Wagen
lief gut hinterher. Regenschauer zwangen mich immer wieder dazu, mir meinen
Poncho über zu werfen, aber ansonsten machte mir der Regen nichts aus und als
die Wirkung der Ibuprofen nachgelassen hat, war es auch nicht mehr so schlimm
mit den Waden. Da war ich eben eingelaufen.
Als ich in
Datterode angekommen bin, habe ich mitten im Ort einen schönen Unterstand entdeckt, war wohl auch eine Bushaltestelle, und erst einmal eine Pause eingelegt. Während ich dort auch den nächsten
Regenschauer abgewartet habe, konnte ich meinen Ponscho über die Natursteinmauern hängen, dass er wenigstens etwas abtropfen konnte. Aus
Datterode heraus ging es immer parallel zur B7 an einem Hang entlang Richtung
Südosten.
Zwischen
Datterode und Röhrda verdunkelte sich noch einmal der Himmel und ich hielt
schon Ausschau, wo ich denn meinen Poncho wieder überwerfen wollte, da tauchte
hinter der nächsten Kurve eine kleine Hütte auf, wie ein Nurdachhaus, aber eben
klein als Hütte. Das war natürlich sofort mein Unterschlupf und ich konnte dort
den Regenschauer gut abwarten.
Unterstannd
zwischen Datterode und Röhrda
In Röhrda
angekommen folgte ich wieder dem Radwanderweg, der sich am nördlichen Rand vom
Ort an einem Park entlang schlängelte. Für den Park nahm ich mir leider keine
Zeit, hatte nur zwischendurch mal den einen oder anderen Blick werfen können
und muss sagen, er sah auch nicht gerade einladend aus, obwohl ein
Hinweisschild von schöneren Zeiten Zeugnis ablegt.
Am Ende von
Röhrda ging es wieder ein Stück bergauf und dann den Hang entlang weiter in
Richtung Netra. Ein aufgeräumter Ort mit einer schönen Kirche empfing mich, das
Schloss am Ortseingang wird wohl im Moment saniert und im Ort lädt eine schöne
öffentliche Sitzecke zum Verweilen ein, direkt neben der Gemeindeverwaltung. Es
war ja mitlerweile nachmittag und ich könnte eigentlich für diesen Tag Schluss
machen. So fragte ich einen Mitarbeiter der Gemeinde, ob es denn in dem Ort
eine Möglichkeit gibt, günstig zu übernachten. Er verwies auf die
Kirchengemeinde im Ort und bat mich mit zum Telefon. Ein Anruf und er gab mir
den Telefonhörer. Die Frau am anderen Ende der Leitung nannte mir den Treffpunkt
bei der Kirche und so bin ich wieder los. Ich könnte im Lutherhaus schlafen und
sie führte mich dahin. Zwei junge Männer trugen meinen Wagen die Treppe zum
Garten hoch und die Frau bat mich ins Haus und erklärte mir alles. Küche mit
allem drum und dran, Toilette mit Waschmöglichkeit und den Saal oben, wo eine
gemütliche Ecke eingerichtet war und richtig dicke Matratzen zur Verfügung
standen, aber auch Decken. Im Eingangsbereich lag ein Gästebuch aus und es
stand eine Spendendose da. Sie überreichte mir noch die Schlüssel und bat mich,
sie am nächsten Tag einfach im Briefkasten zu deponieren. Ich hatte also alle
Zeit der Welt, mich einzurichten und mein Nachtlager vorzubereiten. Ach ja, und
Strom war natürlich auch da und ich konnte mein Handy aufladen.
28.07.2015 Netra – Creuzburg
Von Netra
aus geht es nach einer geruhsamen Nacht weiter in Richtung Lüderbach und weiter
nach Ifta. Und genau dazwischen kann man, wenn man aufmerksam geht, den
Grenzverlauf zwischen der damaligen DDR und der Bundesrepublik an den Wegen
erkennen, die früher von den Grenztruppen benutzt wurden. Auch ein Stück vom
alten Zaun ist noch erhalten, das aber direkt an der Bundesstraße. Es ist schon
ein Stück deutsche Geschichte.
Kontrollwege der ehemaligen Grenztruppen |
Auch ein
noch erhaltener Wachturm ist vom Weg aus zu sehen, der dient heute aber auch
noch mit seinen Antennenanlagen der modernen Handy-Technik.
Die Felder
entlang des Weges sind größer als in den alten Bundesländern, was in der damals
in der DDR durchgeführten Agrarreform seinen Ursprung hat und an den Wegen
haben die Obstbäume auch den Sozialismus überdauert. Leider waren die Früchte
noch nicht reif und nicht selten waren es Obstbäume, die verschiedene
Apfelsorten an den Ästen trugen. Der Weg führte weiter parallel zur B 7 und ich
kam nach Ifta rein, allerdings nur am Rand entlang und durch ein Gewerbegebiet
wieder raus.
Unterwegs
luden auch immer wieder mit viel Liebe erbaute Unterstände mit
Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein, sei es für die kleine oder größere Pause
oder einfach nur, um die Landschaft zu bewundern. Wer genau hinschaut, kann die
Jakobsmuschel und das Zeichen vom Elisabethpfad erkennen.
Nach Ifta
ging es den geteerten Feldweg weiter in Richtung Creuzburg, entlang an einem
schön angelegten Parkgrundstück, welches wohl zu der holzverarbeitenden Firma
gehörte und dann direkt nach Creuzburg. An der Tankstelle am Ortseingang versuchte
ich dann eine für mich brauchbare Wanderkarte zu erwerben. Ich fand zwar eine,
die ich mitnahm, war aber nicht so ganz zufrieden damit.
Nach wenigen Metern
weiter nach Creuzburg rein entdeckte ich jedoch das Forstamt Hainich und die
konnten mir zumindest für den örtlichen Bereich und den Nationalpark Hainich mit einem Übersichtsplan
aushelfen.
In Creuzburg fand ich auch noch ein Einkaufsmöglichkeit, wo ich
meine Vorräte auffrischen konnte und danach machte ich mich auf den Weg weiter
in Richtung Berka, ging über die alte Werrabrücke von 1223, die älteste
erhaltene Steinbrücke in den neuen Bundesländern, die noch bis vor wenigen
Jahren den kompletten West-Ost-Verkehr nach der Wende stemmen musste. An deren
Ende wird sie von der Liboriuskapelle begrenzt und ist nach dem Neubau einer weiteren Brücke mittlerweile nur noch für
den Fuß- Radverkehr freigegeben.
Nachdem ich
diese Brücke passiert habe, ging es halblinks die Straße weiter in Richtung
Berka vor dem Hainich. Bis um die Kurve bin ich noch gekommen, dann sah ich,
was noch auf mich zukommen würde. Alles, was ich sah, ging bergauf und mein GPS
hat mir verraten, dass sich da oben, wo der Wald anfängt, noch weitere
Steigungen und Kurven befanden.
Ich habe
kurz nachgedacht, es war bereits nachmittags, meinen Kilometerdurchschnitt
hatte ich auch erreicht, naja und richtig Lust hatte ich für den Tag auch nicht
mehr. Und außerdem lockte in Creuzburg ein kleiner Campingplatz, und dorthin
bin ich entlang der Werra und die an der Werra liegenden Schrebergärten wieder
zurück gelaufen. Für ein paar Euro konnte ich dort mein Zelt aufbauen,
gemütlich duschen und den Tag dann ausklingen lassen. Es kamen auch noch ein
paar Fahrradtouristen auf diesen Platz, einige aus den Niederlanden, ein Paar
sogar aus Großbritanien.
29.07.2015 Creuzburg - Berka vor dem
Hainich
Der Wind ging
teilweise ganz schön in der Nacht, aber ich habe trotzdem gut geschlafen.
Morgens wurde ich sogar mit frischen Brötchen begrüßt und konnte noch nach dem
Zusammenpacken gemütlich mit einigen anderen frühstücken.
Die
ersten etwa 1,5 km waren mir ja schon von gestern bekannt und nach der Brücke
und der leichten Linkskurve entdeckte ich wieder diese Steigung, die Steigung
hoch nach Ütteroda. Doch jetzt beim zweiten Hinsehen erschien sie mir gar nicht
mehr so steil, wie gestern. Es war eben eine schmale Landstraße noch aus
DDR-Zeiten, die einfach mit einem Lineal zwischen die Felder gelegt wurde. Bis
zum ersten Buschwerk konnte ich sie mit den Augen verfolgen, etwa 2500 m weit,
danach verschwand sie im Buschwerk. Aber dies etwa 2500 m gingen von einer Höhe
von 198m hoch auf 248m, da hatte ich doch einiges mit meinem Wagen zu tun.
Teilweise waren quer Wasserablaufrinnen in die Straße eingebaut, da musste ich
mit meinem Wagen besonders aufpassen. Nun wurde der Weg kurvig und zum Glück
spendeten die Bäume auch hin und wieder Schatten, aber ging immer noch weiter
bergauf und bei etwa 340 m Höhe und weiteren 2500 m erreichte ich Üttroda.
Gleich am Ortseingang hieß die Straße "Wartburgblick" und als ich
nach rechts zwischen den Häusern durchschauen konnte, sah ich sie wirklich dort
stehen, „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ soll Ludwig der Springer
im zwölften Jahrhundert gerufen haben. Und noch heute steht sie, stolzer denn
je und von weitem zu sehen. Auf meinem Foto muss man sie wegen der geringen Auflösung
beinahe suchen.
Üttroda: Blick auf die Wartburg |
Ortsausgang Üttroda: Blick auf die Wartburg |
Üttroda
ist so allgemein ein gut aufgeräumter Ort und wenn da jemand so wie ich mit einem
Pilgerwagen hinter sich herziehend als Fremder durch den Ort schleicht, wird
schon geschaut und es kommt auch der eine oder andere Plausch zustande, gleich
auch mit dem Hinweis wo es weiter nach Berka geht. Ich bin also gut durch
gekommen und ging die Obstbaumallee weiter in Richtung Verbindungsstraße.
Links
und rechts neben den Bäumen geht es gleich über in große teils schon
abgeerntete Felder. Das eine und andere wartet noch auf den Einsatz von
Landwirt-schaftlichen Großgeräten. Mit jedem Schritt genieße ich die herrliche
Luft und komme der Verbindungsstraße von Mihla nach Eisenach immer näher. Es
ist zwar eine Kategorie Landstraße, aber der Verkehr ist dort so stark, rasant
und gefährlich, weil es kurz vor der Kreuzung über eine kleine Kuppe geht und
die Kreuzung erst im letzten Moment eingesehen werden kann. Ebenso sieht es für
einen Fußgänger wie mich aus, der gerade hier mit einem Anhänger die Straße
kreuzen will. Aber ich habe es dennoch geschafft und bin dann gemütlich in
Richtung Zementwerk gegangen.
Kurz davor konnte ich einige am Straßenrand liegende
Findlinge dazu nutzen, eine gemütlich Mittagspause zu halten. Da es gerade
Mittagszeit war, war dort auch nicht so viel Verkehr und der Staub hielt sich
in Grenzen.
Hier
oben auf der Höhe ging es dann ganz gemütlich weiter und dann ging es eigentlich nur
noch bergab. Mein Wagen schob mich also regelrecht vorwärts. In der Ferne
konnte ich auch schon den Weg sehen, der mir am nächsten Tag bevorstand und ich muss sagen:
Wenn Du denkst, es kann nicht schlimmer kommen, dann irrst Du und es kommt
schlimmer. Der Anstieg von Berka aus in den Nationalpark Hainich begann mit
einer furchterregenden Steigung.
Darum
beschloss ich, bis Berka zu gehen und mich dort nach einer Unterkunft umzusehen.
Ich hatte mehrere Leute im Ort angesprochen und von allen kam lediglich der
Verweis auf die Fremdenpension Simone Daut in der Friedhofstraße. Da diese
direkt an meinem weiteren Weg lag, steuerte ich sie an und traf auch die
freundliche Frau Daut. Schon der Innenhof des vermutlich ehemaligen
Vier-Seiten-Hofs war sehr aufgeräumt und die Häuser sehr gepflegt. Weil im Moment Ferien waren und sie sonst überwiegend Monteure als Gäste hatte, war der
Pensionstrakt leer und ich konnte mir eigentlich ein Zimmer aussuchen. Der preislichen
Rahmen sprengte zwar meine Reisekasse, aber ich konnte ja anderweitig mit
meinen Übernachtungen sparen.
Hier
nutzte ich auch gleich alle Möglichkeiten, war doch eine kleine Küche zur
Benutzung vorhanden und meine Wäsche konnte ich im Handwaschbecken auch gut
kurz durchwaschen und zum Trocknen aufhängen. So konnte ich den restlichen Tag gut
ausklingen lassen, schaute mir beim Abendbrot noch die Fischzuchtanlage mit vielen Koi-Karpfen durchs Fenster an und muß sagen, der Preis für die
Übernachtung war doch gerechtfertigt. Anschließend noch ein wenig Fernsehen und
dann in ein schönes gepflegtes sauberes Bett einkuscheln und ohne einen
Gedanken an morgen einschlafen.
30.07.2015 Berka vor dem Hainich -
Haina
Ich war
darauf vorbereitet und wusste, was auf mich zukam, hatte ich doch vorher schon mal bei Google
nachgesehen. Nur wie sich das körperlich auswirken würde, vermochte ich nicht
einzuschätzen. Zahlen: Start bei Höhe 270 m, 4,5 km bergauf bis auf 435 m, Zeit
gute 2 Stunden!
Dass ich es
in gut zwei Stunden schaffen würde, damit hatte ich nicht gerechnet, nicht bei
dieser Steigung, nicht bei diesem herrlichen Wetter, nicht mit meinem Wagen,
den ich mit seinen gut 30 kg ja auch hinter mir herziehen musste. An der Großen
Kreuzung, mitten im südlichen Hainich hatte ich nicht nur das Gröbste
geschafft, sondern mir auch eine schöne Pause verdient. Den wenige Meter von
diesem Punkt aus stehenden Aussichtsturm hatte ich absichtlich ausgelassen, ich hätte ihn
zu Fuß erklimmen müssen und ließ lieber die "Große Eiche" auf mich
einwirken, wer weiß, wem sie mit Ihrer Krone schon Schutz geboten hat. Auf
jeden Fall wurde ihr gedankt und sie erhielt im Inneren eine Stütze, damit sie
noch ein paar Jahre dort verweilen kann.
In diesem
Bereich befindet sich auch der Wildkatzenpfad, auf den mit besonderem Stolz
hingewiesen wird. Eigentlich bekommt sie ja so gut wie niemand zu Gesicht, sie
sind sehr scheu und eher nachtaktiv, aber es gibt wohl ausreichend Spuren, die auf
ihre Anwesenheit hindeuten.
Wer sie
dennoch auch sehen will, kann sich ja im nahegelegenen Wildkatzengehege noch
kundig machen. Mir fehlte leider die Zeit dazu.
Dicke
Eiche an der großen Kreuzung im südlichen Hainich in der Nähe vom Aussichtsturm
Hinweistafel auf den Wildkatzenpfad |
Weiter
ging es über schattige Waldwege in Richtung Ostausgang vom südlichen Hainich.
Der Weg führte sachte abfallend, gut manche kurze aber sanfte Anstiege waren
noch dabei, in etlichen kleinen Kurven aus dem Wald heraus. Diesen Abschnitt
des Weges liebe ich besonders, er könnte vom Ambiente auch einem Pilgerweg in
Frankreich oder auch Spanien gute Konkurrenz machen.
Weg
in Richtung östlicher Ausgang vom südlichen Hainich.
|
Damit
auch jeder weiß, dass irgendwann auch Schluss mit dem Nationalpark ist, bzw.
andere auch den Anfang erkennen, wurde hier eine schöne Tafel aufgestellt.
Unmittelbar
nach dem Durchgang durch die Schranke wurde es wieder licht und der Wald ging
über in Wiesen und Felder. An vielen Stellen wurde Kunstwerke aufgestellt,
einige erheben wohl den Anspruch, die Ewigkeit zu überdauern, aber dazu möchte
sich jeder selber ein Bild machen. Ich habe nicht alle fotografiert, aber hier
einige zur Auswahl:
Gruß von den Osterinseln? |
Dieser
Kunstlehrpfad führt geradewegs zum schon erwähnten Wildkatzengehege . Einige
Autos und auch Busse zeugten davon, dass es doch einigen bekannter war als mir.
Mich zog aber weiter, ich wollte an diesem Tag noch so nah als möglich an
Neufrankenroda herankommen, damit ich meinen Zeitplan einhalten konnte.
Ich zog
also weiter den Weg runter zur Bundesstraße 84 und dann einen immer schlimmer
werdenden Feldweg, der teilweise mit grobem Naturschotter gehalten wurde, aber
schon ziemlich ausgefahren war. Im Ort Haina angekommen, war alles Totenstille.
Ich hatte schon die Suche nach einer Schlafmöglichkeit im Sinn, aber wo niemand
ist oder aus dem Fenster schaut, kann ich nicht fragen. Nicht einmal die Kirche
war geöffnet. Also bin noch etwas weiter meines Weges und war mir schon
ziemlich sicher, dass es wieder eine Übernachtung im Zelt werden würde.
Jedenfalls bin ich noch an der LPG (Nachfolgegesellschaften der
Landwirtschaften aus DDR-Zeit) vorbei und habe auf halber Höhe des bergauf
führenden Weges rechte eine zwar abgemähte aber weiter nicht eingezäunte oder bewirtschaftete Wiese
entdeckt und dort mein Zelt für die Nacht aufgeschlagen. Da die Straße dort
wohl eher der Landwirtschaft diente, konnte ich auch mit einigermaßen Ruhe
rechnen.
31.07.2015 Haina - Neufrankenroda
Ich
konnte noch gut von meinen Resten zehren, die mussten ja auch aufgebraucht
werden und nach dem Essen begab ich mich zeitig in mein Zelt und habe wirklich
gut geschlafen. Gegen 07 Uhr bin ich wach geworden, wahrscheinlich doch
auch durch den zunehmenden Kraftverkehr auf der Straße und habe ganz gemütlich
zusammen geräumt, eingepackt und verladen. Gerade beim Verladen war ich
besonders gründlich, wollte ich doch heute in der Zeltstadt einlaufen. Meines
Wissens bin ich der erste, der dort zu Fuß hingekommen ist, zumindest nicht knapp 100 km und da wollte ich mir
doch keine Blöße geben.
Von
meinem Übernachtungsplatz aus musste ich nur noch 5 mal links oder rechts
abbiegen und ich war da. Aber langsam, es waren noch 6 Kilometer. Der gesamte
Weg war jedoch neu mit Beton belegt und so kam ich sehr gut voran. Vorbei an
niedrigem Buschwerk, an halbhohen Wäldern, die großen im Wind rauschenden
Windräder nicht zu vergessen ging es gemütlich weiter.
Und dann hat es mich emotional doch ziemlich erwischt, am
Wald entlang gehend wurde der Wald immer lichter und ging nach und nach in eine Gebüschreihe über, die immer lichter wurde und dann auch Lücken ließ. Der Blick war frei und ich habe es in diesem Jahr zum ersten Mal wieder gesehen, etwa 300 oder 400 Meter vor mir tauchte das acht Meter große
Holzkreuz von Siloah auf. Ich war total ergriffen, für mich stand fest, ich habe es
geschafft, ich bin angekommen.
Das Ziel 2015: Zurück zum Ziel |
Ich
habe angehalten, meinen Wagen abgeschnallt und diesen Moment ganz tief in mich
eingesaugt, ja ich habe auch geweint, und ich habe gebetet.
Wenn
ich dabei an das vorige Jahr denke, dann bin ich wirklich wieder
Zurück zum
Ziel
Ein
paar Meter hatte ich allerdings noch zu bewältigen, ist das Siloah-Gelände doch
riesig groß.
Also weiter vor zur Hauptstraße, die sehr stark befahren wird und
dann rechts ab entlang des ganzen Siloah-Geländes. Natürlich konnte ich schon
sehen, wie andere fleißig wie die Bienen ihre Plätze eingerichtet haben. Es
würden ja etwas mehr als 2000 Christen erwartet, die eine Woche lang hier
bleiben wollten. An der letzten Abbiegung hatte ich meinen Freund Arnulf angerufen,
der schon früher da war und mich erwarten wollte.
So
gab es am Eingang ein großes Hallo, Arnulf und seine ganze Familie waren da, auch von anderen, die mich aus den vorigen
Veranstaltungen dort schon kannten.
Nach der Anmeldung konnte ich mich in
mein von mir ausgesuchtes Dorf begeben und dort mein Zelt aufbauen.
Ich habe die Vorbereitung für meinen Weg genossen, mein Weg dorthin war die beste Vorbereitung auf das, was mich in diesem Jahr auf der Zeltstadt erwartet hatte und welche Art ich im Jahr 2016 nutzen werde, um wieder da hinzukommen, weiß ich noch nicht genau.
Hallo Herbert!
AntwortenLöschenHabs gelesen mich mit Dir gefreut - danke für den ausführlichen Bericht.
Liebe Grüße aus Österreich - Fritz
Hallo Herbert!
AntwortenLöschenHabs gelesen mich mit Dir gefreut - danke für den ausführlichen Bericht.
Liebe Grüße aus Österreich - Fritz