Donnerstag, 26. November 2015

Von Spangenberg nach Neufrankenroda zur Zeltstadt




Mein Weg zur Zeltstadt 2015

In diesem Jahr sollte die Zeltstadt vom 31.07. bis zum 07.08. wieder in Neufrankenroda in Thüringen stattfinden und ich hatte mich angemeldet, zum dritten Mal.

Ich hatte mich aber auch entschlossen, in diesem Jahr von Spangenberg aus zu Fuß dorthin zu gehen, und zwar mit meinem Pilgerwagen, der mich schon nach Spanien begleiten sollte, was aber aus gesundheitlichen Gründen gescheitert ist. Ich habe vorher probiert, wie es wohl ist, mit einer oder auch zwei Kniebandagen zu gehen und hatte dabei mit meinen beiden Stöcken auch keine Probleme.

Also habe ich meinen Pilgerwagen mit allem gepackt, was ich glaubte, für eine Woche zu Fuß und anschließend für eine Woche Zeltstadt, zu brauchen. Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher, Küchenutensilien, Kleidung und natürlich auch Lebensmittel und Getränke. Ich habe ihn wenigstens dreimal gepackt, neu sortiert, aussortiert, weggelassen, bis es nicht mehr oder weniger ging.

Geplant waren sieben Tagesetappen von etwa 12 bis maximal 15 Kilometer, wobei ich absichtlich keine Tagesziele festgelegt hatte, nur eine ungefähre Vorstellung hatte, wie weit ich gehen könnte. Meine Erfahrung von vorher hatte mir ja gezeigt, dass ich keine großen Wegstrecken mehr bewältigen kann. 

Am 25.07.2015 gegen 09.30 Uhr bin ich in Spangenberg vom Campingplatz aus gestartet. Ich habe meinen Wagen angespannt und bin los. Mein Weg führte mich hinten raus aus dem Campingplatz, hinten, weil es einfach die sichere Variante war um problemlos den Parallelweg zur Hauptstrasse in Richtung Pfieffe zu kommen. Diesen Weg bin ich ja auch schon im vorigen Jahr gegangen, aber auch zwischendurch zum trainieren. 



Kurz vor Pfieffe musste ich aber wieder auf die Haupstraße und einige Autos fuhren bedenklich nahe an mir vorbei, obwohl ich auf der richtigen Seite, also ihnen entgegengehend ging. Es ist heutzutage aber wohl immer seltener und kaum einer rechnet mit Fußgängern im Gegenverkehr.
 
So war ich froh, dass ich nach Pfieffe wieder auf einem Parallelweg weitergehen konnte. 



Auf einer am Weg stehenden Bank machte ich nach etwa 6 km meine erste Pause und dann ging es weiter durch Bischofferode und dann den Berg hinauf, der mir schon im Vorjahr einiges abverlangte. Etliche enge Kurven und der Straßenverkehr zwangen mich zur Vorsicht und ich war froh, dass ich beim Franzosenweg endlich nach rechts in den Wald abbiegen konnte in Richtung Forsthaus und Schemmern. Einige Regenschauer später kam ich dann auch in Schemmern an, wo sich eine Schutzhütte befinden sollte, meinem eigentlichen Tagesziel. Anstelle der Schutzhütte fand ich eine schöne Holzhütte mit einer Veranda. Die Veranda war zugänglich, die Hütte selber aber verschlossen. Im Giebel stand wie in Holz gemeißelt „Baumschule“.

Da noch mit schlechtem Wetter und Sturm zu rechnen war, wollte ich nicht im Zelt übernachten, aber diese Veranda hatte eine schöne windgeschützte Ecke, die ich wohl genommen hätte. Zum Glück hatte ich es mir noch nicht bequem gemacht, denn es kam ein junger Mann, der mir von einer Geburtstagfeier erzählte, die dort an diesem Tag steigen sollte.

Eigentlich hätte es mir ja für diesen Tag gereicht, aber nun musste ich doch noch weiter und zum Glück hatte der Regen nachgelassen. Im nächsten Ort, in Burghofen kam ich über den Zaun mit einem Mann ins Gespräch und fragte ihn, ob er nicht eine Möglichkeit wüsste, wo ich ohne großen Aufwand trocken und sturmsicher übernachten könnte.

Alleine wollte er es nicht entscheiden und ging kurz ins Haus, um mit „den Frauen“ zu sprechen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass es sich um seine Frau und seine über 90-jährige Mutter handelte. Als er wieder aus dem Haus kam, bat er mich, ihm zu folgen und wir gingen von hinten in die kleine Scheune die Treppe hinauf. Quasi über der Scheune befand sich in einem Raum eine Gaststube, die mir den Eindruck machte, als wären dort gestern noch die letzten Gäste gewesen. Selbst hinter dem Schanktisch standen noch volle und angebrochene Flaschen, mit denen noch eine große Fete möglich gewesen wäre. Tisch und Bänke hatten wohl auch schon bessere Zeiten gesehen und in der Ecke am Fenster stand sogar eine Couch mit einem Holzgestell, wie sie wohl in den 60ern in so manchem Wohnzimmer stand, ich glaube man sprach damals von altdeutsch. Zufrieden und glücklich bedankte ich mich und holte die Sachen die ich wohl brauchen würde, von meinem Wagen. Im Wesentlichen den Schlafsack und etwas zu essen und zu trinken, denn auf die alkoholischen Reste hatte ich absolut keine Lust.

Draußen heulte der Sturm und hin und wieder prasselte der Regen ans Fenster. Dennoch konnte ich dieses Fenster kippen, sodass der Wind etwas Luft hineindrücken konnte und für etwas Frische sorgte. Am Tisch packte ich mein Essen aus und genoss den Abend, ruhig und vor allem trocken. Mit meinem Schlafsack packte ich mich auf die Couch und habe sehr gut geschlafen.






26.07.2015 Schemmern – Hoheneiche

Kurz nach sieben bin ich wach geworden und spürte als erstes meine Beine, die am Vortag doch so einiges auszuhalten hatten. Ja, ich hatte trotz meiner vorhergehenden Trainigstouren einen nicht unerheblichen Muskelkater und wollte auch erst einmal wieder in Bewegung kommen. Also habe ich alles zusammengepackt, meinen Wagen fertig gemacht und da sich im Haus noch nichts tat, habe ich mich auf den Weg gemacht. Die ersten Schritte waren schon gewöhnungsbedürftig aber es ging besser als ich dachte.

Der nächste Ort war Friemen und ich habe erstmalig erlebt, dass mir der Weg alles gibt, was ich nicht habe. Eine sehr schön gestaltete fachwerkähnliche Bushaltestelle lud mich ein, Frühstückspause zu machen. Es war nicht zu kalt und der Wind hatte ja auch nachgelassen. So konnte ich auch meinen Wagen in die Haltestelle mit hineinstellen und ganz gemütlich mit meinem Frühstück beginnen und dazu natürlich auch meinen frischen Kaffee kochen. Das hat schon etwas, Sonntags früh, es war so halb neun, in einer Bushaltestelle zu frühstücken.Ich habe keine Ahnung, was die Vorüberfahrenden von mir gedacht haben.



Bushaltestelle in Friemen

Der weitere Weg führte mich in Richtung Waldkappel, ich wollte aber noch vor Waldkappel den Weg nach rechts in Richtung Bischhausen  nehmen. Auf halber Strecke erreichte ich auch diesen Abzweig, sah aber, dass es über einen ziemlichen Höhenrücken ging und entschied mich dann doch, weiter den Weg durch Waldkappel zu nehmen, um dann nach Bischhausen zu kommen. 

Entlang der Bundesstraße 7 gabe es auf der rechten Seite einen geteerten Weg, der jedoch nach etwa einem guten Kilometer in einem Maisfeld endete. Da der Graben zur Straße nicht zu überwinden war, zumindest nicht für mich mit meinem Wagen, ging es wieder zurück und auf der anderen Straßenseite das Stück noch einmal und dann weiter. 

Da ist mir dann auch zum ersten mal ein Hinweisschild auf einen Radwanderweg vom Herkules (Kassel) zur Wartburg (Eisenach) aufgefallen. Diesen Weg sollte ich noch öfter queren und auch benutzen. Es ging also weiter und ich wusste, dass es in Bischhausen eine Tankstelle gab, hoffte aber auch, dass sie Sonntags geöffnet sei. Meine Getränke neigten sich dem Ende.

Von weitem sah ich schon, dass sie offen war und konnte dort meinen Trinkrucksack mit Mineralwasser und meinen Kanister mit normalem Trinkwasser auffüllen. Eine Toilette gab es auch und ich konnte mich ein wenig frisch machen, wollte ich doch an einem Sonntag nicht so abgerissen weiter gehen, zumal sich ja auch das Wetter sehr schön entwickelte.

Ein paar hundert Meter hinter dem Ort, weiter die B 7 entlang konnte ich dann nach rechts in die Felder abbiegen und eine Abkürzung in Richtung Hoheneiche nehmen. So als richtige Abkürzung wäre es wohl für einen reinen Fußgänger  gewesen, der Weg wurde immer schlechter und ging über in einen Feldweg mit tiefen Einfurchungen von den Traktoren. 

Da erwiesen sich meine 20-Zoll-Reifen an meinem Pilgerwagen als goldrichtige Wahl. Der Wagen holperte zwar auch, kippte aber nicht um und verloren habe ich auch nichts. 

Über eine kleine Fußgängerbrücke kam ich wieder auf den mir schon bekannten Radweg und es kamen auch immer wieder Radfahrer, teils in Familie, teils sportlich aber auch professionell vorbei. Gerade bei den professionellen zuckte ich doch so manches mal zusammen, kamen sie doch mit einer ziemlichen Geschwindigkeit an und überholten mich. Meist bemerkte ich sie erst, wenn sie vorbei waren. 

Ich versuchte immer, mit meinem Wagen entweder ganz links dem Verkehr entgegenzugehen oder aber soweit wie möglich rechts zu bleiben. Die Deutsch-landfahne am Heck meines Wagens war ja eigentlich auch schon von weitem zu sehen.

Jedenfalls erreichte ich einen Bilderbuchort, Hoheneiche. Alles aufgeräumt, alles top, Rasen frisch geschnitten, die Vorgärten genauso wie die Srasse mit den Fußwegen sauber und aufgeräumt. Für meine Begriffe jedoch fast schon steril. 

Da ich nach Hoheneiche die Bundesstraße 27/7 kreuzen wollte, ging ich im Ort einmal links und dann vor der Bahnlinie wieder rechts um an der Bahnlinie entlang zur Unterführung zu kommen. 

Auf dem Weg dorthin wurde ich aus einem Fenster heraus angesprochen und der Bewohner erklärte mir, dass ich da wohl mit meinem Wagen nicht weiterkommen würde, weil neben der Straße ein tiefer Graben war. 

Wenn ich aber in einer Sackgasse landen würde, könnte dort auch ein guter Platz für mein Zelt sein. Dies bestätigte der Mann am Fenster und meinte aber, ich könnte auch unter der Brücke nächtigen, da käme eh so gut wie nie jemand vorbei. Ich wollte mir das also anschauen und zog weiter. 

Die große Wildwiese sah ich als erstes und schaute schon nach einer Ecke, wo ich mein Zelt aufstellen könnte. Am Ende der Wiese dann auch die Eisenbahnbrücke über die auch gerade ein Zug rauschte. Und da das Wetter nicht so vielversprechend war, dass es trocken bleiben würde, zog es mich unter die Brücke, es war dort auch einigermaßen sauber. Unter dem Nachbarbrückenschlag schlängelt sich das Flüsschen Sontra, das kurz zuvor noch von der Netra gespeist wurde, mit glasklarem Wasser durch. Und ziemlich genau in der Mitte der Unterführung baute ich mir mein Nachtlager auf.
 



















Eisenbahnbrücke südlich Hoheneiche in Höhe der B 27/7
Der Herr ist mein Hirte, er lässt es mich an nichts mangeln.
 
Gegen 20 Uhr bekam ich sogar noch Besuch. Der Mann, der mich aus dem Fenster heraus angesprochen hat, kam noch mit dem Fahrrad vorbei und wir unterhielten uns noch einige Zeit, er erzählte davon, dass in diesem Bereich auch schon Waschbären gesehen worden seien, was nicht gerade beruhigend auf mich wirkte und nachdem er noch so einiges aus seinem Berufsleben erzählte, radelte er wieder davon. 

Danach beschloss ich, in meinen Schlafsack zu kriechen, dachte aber immer noch an die Waschbären und achtete auf jedes Geräusch, der Bach neben mir rauschte, manchmal knickten Zweige und dann kam auch wieder ein Zug mit wildem Rauschen auf die Brücke zu. 

Keine halbe Stunde später vernahm ich Schritte und ich sah zwei Jugendliche mit ihren Skateboards unter dem Arm um die Ecke biegen. Ich hatte mich schon gewundert, angeblich kommt doch hier so gut wie nie jeamnd vorbei. Wir kamen kurz ins Gespräch und sie gingen weiter, kamen jedoch kurz danach wieder zurück und boten mit Geld an, einen Euro, mehr hätten sie nicht. Ich lehnte dankend ab und sagte ihnen, dass ich quasi auf Pilgerschaft sei und nicht obdachlos. Das stellte sie zufrieden und ich hatte bis zum morgen meine Ruhe, wenn nicht immer wieder Züge über die Brücke donnerten und mal mehr und mal weniger Lärm machten und wenn ich gerade mal nicht mehr an Waschbären dachte.


27.07. 2015 Hoheneiche – Netra 

Nein, sonderlich gut habe ich nicht geschlafen, es gab viel Zugverkehr, und es gab immer mal Geräusche und ich weiß nicht, ob die wirklich waren oder nur Träume. 

Auf jeden Fall bin ich beizeiten aufgestanden und habe erst einmal in Ruhe gefrühstückt. Ich fühlte mich auch wieder sicher. Und mein Muskelkater war auch wieder da.

Ich habe alles wieder verstaut und „warf“ mir eine Ibu ein, die mir auch gut geholfen hat, so langsam wieder in Bewegung zu kommen. Der Graben auf der anderen Straßenseite war wirklich nicht gut zu queren, da aber durch Straßenbauarbeiten die halbe Straße gesperrt war, konnte ich die Baustelle nutzen, sicher bis zum Abzweig der Bundesstraße 7 in Richtung Eisenach zu gelangen. Danach konnte ich gleich nach links abbiegen und war von da an wieder auf dem Radwanderweg unterwegs, geteert, bequem zu gehen und mein Wagen lief gut hinterher. Regenschauer zwangen mich immer wieder dazu, mir meinen Poncho über zu werfen, aber ansonsten machte mir der Regen nichts aus und als die Wirkung der Ibuprofen nachgelassen hat, war es auch nicht mehr so schlimm mit den Waden. Da war ich eben eingelaufen.

Als ich in Datterode angekommen bin, habe ich mitten im Ort einen schönen Unterstand entdeckt, war wohl auch eine Bushaltestelle, und erst einmal eine Pause eingelegt. Während ich dort auch den nächsten Regenschauer abgewartet habe, konnte ich meinen Ponscho über die Natursteinmauern hängen, dass er wenigstens etwas abtropfen konnte. Aus Datterode heraus ging es immer parallel zur B7 an einem Hang entlang Richtung Südosten.

Zwischen Datterode und Röhrda verdunkelte sich noch einmal der Himmel und ich hielt schon Ausschau, wo ich denn meinen Poncho wieder überwerfen wollte, da tauchte hinter der nächsten Kurve eine kleine Hütte auf, wie ein Nurdachhaus, aber eben klein als Hütte. Das war natürlich sofort mein Unterschlupf und ich konnte dort den Regenschauer gut abwarten.


Unterstannd zwischen Datterode und Röhrda
 
In Röhrda angekommen folgte ich wieder dem Radwanderweg, der sich am nördlichen Rand vom Ort an einem Park entlang schlängelte. Für den Park nahm ich mir leider keine Zeit, hatte nur zwischendurch mal den einen oder anderen Blick werfen können und muss sagen, er sah auch nicht gerade einladend aus, obwohl ein Hinweisschild von schöneren Zeiten Zeugnis ablegt.



Am Ende von Röhrda ging es wieder ein Stück bergauf und dann den Hang entlang weiter in Richtung Netra. Ein aufgeräumter Ort mit einer schönen Kirche empfing mich, das Schloss am Ortseingang wird wohl im Moment saniert und im Ort lädt eine schöne öffentliche Sitzecke zum Verweilen ein, direkt neben der Gemeindeverwaltung. Es war ja mitlerweile nachmittag und ich könnte eigentlich für diesen Tag Schluss machen. So fragte ich einen Mitarbeiter der Gemeinde, ob es denn in dem Ort eine Möglichkeit gibt, günstig zu übernachten. Er verwies auf die Kirchengemeinde im Ort und bat mich mit zum Telefon. Ein Anruf und er gab mir den Telefonhörer. Die Frau am anderen Ende der Leitung nannte mir den Treffpunkt bei der Kirche und so bin ich wieder los. Ich könnte im Lutherhaus schlafen und sie führte mich dahin. Zwei junge Männer trugen meinen Wagen die Treppe zum Garten hoch und die Frau bat mich ins Haus und erklärte mir alles. Küche mit allem drum und dran, Toilette mit Waschmöglichkeit und den Saal oben, wo eine gemütliche Ecke eingerichtet war und richtig dicke Matratzen zur Verfügung standen, aber auch Decken. Im Eingangsbereich lag ein Gästebuch aus und es stand eine Spendendose da. Sie überreichte mir noch die Schlüssel und bat mich, sie am nächsten Tag einfach im Briefkasten zu deponieren. Ich hatte also alle Zeit der Welt, mich einzurichten und mein Nachtlager vorzubereiten. Ach ja, und Strom war natürlich auch da und ich konnte mein Handy aufladen.




28.07.2015 Netra – Creuzburg

Von Netra aus geht es nach einer geruhsamen Nacht weiter in Richtung Lüderbach und weiter nach Ifta. Und genau dazwischen kann man, wenn man aufmerksam geht, den Grenzverlauf zwischen der damaligen DDR und der Bundesrepublik an den Wegen erkennen, die früher von den Grenztruppen benutzt wurden. Auch ein Stück vom alten Zaun ist noch erhalten, das aber direkt an der Bundesstraße. Es ist schon ein Stück deutsche Geschichte.
  
Kontrollwege der ehemaligen Grenztruppen
   












Auch ein noch erhaltener Wachturm ist vom Weg aus zu sehen, der dient heute aber auch noch mit seinen Antennenanlagen der modernen Handy-Technik.
 

 




Die Felder entlang des Weges sind größer als in den alten Bundesländern, was in der damals in der DDR durchgeführten Agrarreform seinen Ursprung hat und an den Wegen haben die Obstbäume auch den Sozialismus überdauert. Leider waren die Früchte noch nicht reif und nicht selten waren es Obstbäume, die verschiedene Apfelsorten an den Ästen trugen. Der Weg führte weiter parallel zur B 7 und ich kam nach Ifta rein, allerdings nur am Rand entlang und durch ein Gewerbegebiet wieder raus.










Unterwegs luden auch immer wieder mit viel Liebe erbaute Unterstände mit Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein, sei es für die kleine oder größere Pause oder einfach nur, um die Landschaft zu bewundern. Wer genau hinschaut, kann die Jakobsmuschel und das Zeichen vom Elisabethpfad erkennen.




 

Nach Ifta ging es den geteerten Feldweg weiter in Richtung Creuzburg, entlang an einem schön angelegten Parkgrundstück, welches wohl zu der holzverarbeitenden Firma gehörte und dann direkt nach Creuzburg. An der Tankstelle am Ortseingang versuchte ich dann eine für mich brauchbare Wanderkarte zu erwerben. Ich fand zwar eine, die ich mitnahm, war aber nicht so ganz zufrieden damit. 

Nach wenigen Metern weiter nach Creuzburg rein entdeckte ich jedoch das Forstamt Hainich und die konnten mir zumindest für den örtlichen Bereich und den Nationalpark Hainich mit einem Übersichtsplan aushelfen. 

In Creuzburg fand ich auch noch ein Einkaufsmöglichkeit, wo ich meine Vorräte auffrischen konnte und danach machte ich mich auf den Weg weiter in Richtung Berka, ging über die alte Werrabrücke von 1223, die älteste erhaltene Steinbrücke in den neuen Bundesländern, die noch bis vor wenigen Jahren den kompletten West-Ost-Verkehr nach der Wende stemmen musste. An deren Ende wird sie von der Liboriuskapelle begrenzt und ist nach dem Neubau einer weiteren Brücke mittlerweile nur noch für den Fuß- Radverkehr freigegeben.








Nachdem ich diese Brücke passiert habe, ging es halblinks die Straße weiter in Richtung Berka vor dem Hainich. Bis um die Kurve bin ich noch gekommen, dann sah ich, was noch auf mich zukommen würde. Alles, was ich sah, ging bergauf und mein GPS hat mir verraten, dass sich da oben, wo der Wald anfängt, noch weitere Steigungen und Kurven befanden.

Ich habe kurz nachgedacht, es war bereits nachmittags, meinen Kilometerdurchschnitt hatte ich auch erreicht, naja und richtig Lust hatte ich für den Tag auch nicht mehr. Und außerdem lockte in Creuzburg ein kleiner Campingplatz, und dorthin bin ich entlang der Werra und die an der Werra liegenden Schrebergärten wieder zurück gelaufen. Für ein paar Euro konnte ich dort mein Zelt aufbauen, gemütlich duschen und den Tag dann ausklingen lassen. Es kamen auch noch ein paar Fahrradtouristen auf diesen Platz, einige aus den Niederlanden, ein Paar sogar aus Großbritanien.









29.07.2015 Creuzburg - Berka vor dem Hainich

Der Wind ging teilweise ganz schön in der Nacht, aber ich habe trotzdem gut geschlafen. Morgens wurde ich sogar mit frischen Brötchen begrüßt und konnte noch nach dem Zusammenpacken gemütlich mit einigen anderen frühstücken. 

Die ersten etwa 1,5 km waren mir ja schon von gestern bekannt und nach der Brücke und der leichten Linkskurve entdeckte ich wieder diese Steigung, die Steigung hoch nach Ütteroda. Doch jetzt beim zweiten Hinsehen erschien sie mir gar nicht mehr so steil, wie gestern. Es war eben eine schmale Landstraße noch aus DDR-Zeiten, die einfach mit einem Lineal zwischen die Felder gelegt wurde. Bis zum ersten Buschwerk konnte ich sie mit den Augen verfolgen, etwa 2500 m weit, danach verschwand sie im Buschwerk. Aber dies etwa 2500 m gingen von einer Höhe von 198m hoch auf 248m, da hatte ich doch einiges mit meinem Wagen zu tun. 

Teilweise waren quer Wasserablaufrinnen in die Straße eingebaut, da musste ich mit meinem Wagen besonders aufpassen. Nun wurde der Weg kurvig und zum Glück spendeten die Bäume auch hin und wieder Schatten, aber ging immer noch weiter bergauf und bei etwa 340 m Höhe und weiteren 2500 m erreichte ich Üttroda. Gleich am Ortseingang hieß die Straße "Wartburgblick" und als ich nach rechts zwischen den Häusern durchschauen konnte, sah ich sie wirklich dort stehen, „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ soll Ludwig der Springer im zwölften Jahrhundert gerufen haben. Und noch heute steht sie, stolzer denn je und von weitem zu sehen. Auf meinem Foto muss man sie wegen der geringen Auflösung beinahe suchen.



Üttroda: Blick auf die Wartburg



Ortsausgang Üttroda: Blick auf die Wartburg

Üttroda ist so allgemein ein gut aufgeräumter Ort und wenn da jemand so wie ich mit einem Pilgerwagen hinter sich herziehend als Fremder durch den Ort schleicht, wird schon geschaut und es kommt auch der eine oder andere Plausch zustande, gleich auch mit dem Hinweis wo es weiter nach Berka geht. Ich bin also gut durch gekommen und ging die Obstbaumallee weiter in Richtung Verbindungsstraße. 

Links und rechts neben den Bäumen geht es gleich über in große teils schon abgeerntete Felder. Das eine und andere wartet noch auf den Einsatz von Landwirt-schaftlichen Großgeräten. Mit jedem Schritt genieße ich die herrliche Luft und komme der Verbindungsstraße von Mihla nach Eisenach immer näher. Es ist zwar eine Kategorie Landstraße, aber der Verkehr ist dort so stark, rasant und gefährlich, weil es kurz vor der Kreuzung über eine kleine Kuppe geht und die Kreuzung erst im letzten Moment eingesehen werden kann. Ebenso sieht es für einen Fußgänger wie mich aus, der gerade hier mit einem Anhänger die Straße kreuzen will. Aber ich habe es dennoch geschafft und bin dann gemütlich in Richtung Zementwerk gegangen. 

Kurz davor konnte ich einige am Straßenrand liegende Findlinge dazu nutzen, eine gemütlich Mittagspause zu halten. Da es gerade Mittagszeit war, war dort auch nicht so viel Verkehr und der Staub hielt sich in Grenzen.



 
Blick vom Zementwerk auf Bischoffroda, dahinter der Nationalpark Hainich


Hier oben auf der Höhe ging es dann ganz gemütlich weiter und dann ging es eigentlich nur noch bergab. Mein Wagen schob mich also regelrecht vorwärts. In der Ferne konnte ich auch schon den Weg sehen, der mir am nächsten Tag bevorstand und ich muss sagen: Wenn Du denkst, es kann nicht schlimmer kommen, dann irrst Du und es kommt schlimmer. Der Anstieg von Berka aus in den Nationalpark Hainich begann mit einer furchterregenden Steigung. 

Darum beschloss ich, bis Berka zu gehen und mich dort nach einer Unterkunft umzusehen. Ich hatte mehrere Leute im Ort angesprochen und von allen kam lediglich der Verweis auf die Fremdenpension Simone Daut in der Friedhofstraße. Da diese direkt an meinem weiteren Weg lag, steuerte ich sie an und traf auch die freundliche Frau Daut. Schon der Innenhof des vermutlich ehemaligen Vier-Seiten-Hofs war sehr aufgeräumt und die Häuser sehr gepflegt. Weil im Moment Ferien waren und sie sonst überwiegend Monteure als Gäste hatte, war der Pensionstrakt leer und ich konnte mir eigentlich ein Zimmer aussuchen. Der preislichen Rahmen sprengte zwar meine Reisekasse, aber ich konnte ja anderweitig mit meinen Übernachtungen sparen.

Hier nutzte ich auch gleich alle Möglichkeiten, war doch eine kleine Küche zur Benutzung vorhanden und meine Wäsche konnte ich im Handwaschbecken auch gut kurz durchwaschen und zum Trocknen aufhängen. So konnte ich den restlichen Tag gut ausklingen lassen, schaute mir beim Abendbrot noch die Fischzuchtanlage mit vielen Koi-Karpfen durchs Fenster an und muß sagen, der Preis für die Übernachtung war doch gerechtfertigt. Anschließend noch ein wenig Fernsehen und dann in ein schönes gepflegtes sauberes Bett einkuscheln und ohne einen Gedanken an morgen einschlafen.






30.07.2015 Berka vor dem Hainich - Haina

Ich war darauf vorbereitet und wusste, was auf mich zukam, hatte ich doch vorher schon mal bei Google nachgesehen. Nur wie sich das körperlich auswirken würde, vermochte ich nicht einzuschätzen. Zahlen: Start bei Höhe 270 m, 4,5 km bergauf bis auf 435 m, Zeit gute 2 Stunden! 

Dass ich es in gut zwei Stunden schaffen würde, damit hatte ich nicht gerechnet, nicht bei dieser Steigung, nicht bei diesem herrlichen Wetter, nicht mit meinem Wagen, den ich mit seinen gut 30 kg ja auch hinter mir herziehen musste. An der Großen Kreuzung, mitten im südlichen Hainich hatte ich nicht nur das Gröbste geschafft, sondern mir auch eine schöne Pause verdient. Den wenige Meter von diesem Punkt aus stehenden Aussichtsturm hatte ich absichtlich ausgelassen, ich hätte ihn zu Fuß erklimmen müssen und ließ lieber die "Große Eiche" auf mich einwirken, wer weiß, wem sie mit Ihrer Krone schon Schutz geboten hat. Auf jeden Fall wurde ihr gedankt und sie erhielt im Inneren eine Stütze, damit sie noch ein paar Jahre dort verweilen kann. 

In diesem Bereich befindet sich auch der Wildkatzenpfad, auf den mit besonderem Stolz hingewiesen wird. Eigentlich bekommt sie ja so gut wie niemand zu Gesicht, sie sind sehr scheu und eher nachtaktiv, aber es gibt wohl ausreichend Spuren, die auf ihre Anwesenheit hindeuten.

Wer sie dennoch auch sehen will, kann sich ja im nahegelegenen Wildkatzengehege noch kundig machen. Mir fehlte leider die Zeit dazu.



 
Eingang zum Nationalpark Hainich


freistehende Buche am Kindel auf halber Höhe hinter Berka











 
Die Dicke Eiche







Dicke Eiche an der großen Kreuzung im südlichen Hainich in der Nähe vom Aussichtsturm
















Hinweistafel auf den Wildkatzenpfad



Weiter ging es über schattige Waldwege in Richtung Ostausgang vom südlichen Hainich. Der Weg führte sachte abfallend, gut manche kurze aber sanfte Anstiege waren noch dabei, in etlichen kleinen Kurven aus dem Wald heraus. Diesen Abschnitt des Weges liebe ich besonders, er könnte vom Ambiente auch einem Pilgerweg in Frankreich oder auch Spanien gute Konkurrenz machen.


Weg in Richtung östlicher Ausgang vom südlichen Hainich.










 















 
















Damit auch jeder weiß, dass irgendwann auch Schluss mit dem Nationalpark ist, bzw. andere auch den Anfang erkennen, wurde hier eine schöne Tafel aufgestellt.


 

Unmittelbar nach dem Durchgang durch die Schranke wurde es wieder licht und der Wald ging über in Wiesen und Felder. An vielen Stellen wurde Kunstwerke aufgestellt, einige erheben wohl den Anspruch, die Ewigkeit zu überdauern, aber dazu möchte sich jeder selber ein Bild machen. Ich habe nicht alle fotografiert, aber hier einige zur Auswahl:



Gruß von den Osterinseln?



 
Mein Favorit



Dieser Kunstlehrpfad führt geradewegs zum schon erwähnten Wildkatzengehege . Einige Autos und auch Busse zeugten davon, dass es doch einigen bekannter war als mir. 

Mich zog aber weiter, ich wollte an diesem Tag noch so nah als möglich an Neufrankenroda herankommen, damit ich meinen Zeitplan einhalten konnte. 

Ich zog also weiter den Weg runter zur Bundesstraße 84 und dann einen immer schlimmer werdenden Feldweg, der teilweise mit grobem Naturschotter gehalten wurde, aber schon ziemlich ausgefahren war. Im Ort Haina angekommen, war alles Totenstille. Ich hatte schon die Suche nach einer Schlafmöglichkeit im Sinn, aber wo niemand ist oder aus dem Fenster schaut, kann ich nicht fragen. Nicht einmal die Kirche war geöffnet. Also bin noch etwas weiter meines Weges und war mir schon ziemlich sicher, dass es wieder eine Übernachtung im Zelt werden würde. Jedenfalls bin ich noch an der LPG (Nachfolgegesellschaften der Landwirtschaften aus DDR-Zeit) vorbei und habe auf halber Höhe des bergauf führenden Weges rechte eine zwar abgemähte aber weiter nicht eingezäunte oder bewirtschaftete Wiese entdeckt und dort mein Zelt für die Nacht aufgeschlagen. Da die Straße dort wohl eher der Landwirtschaft diente, konnte ich auch mit einigermaßen Ruhe rechnen.


31.07.2015 Haina - Neufrankenroda

Ich konnte noch gut von meinen Resten zehren, die mussten ja auch aufgebraucht werden und nach dem Essen begab ich mich zeitig in mein Zelt und habe wirklich gut geschlafen. Gegen 07 Uhr bin ich wach geworden, wahrscheinlich doch auch durch den zunehmenden Kraftverkehr auf der Straße und habe ganz gemütlich zusammen geräumt, eingepackt und verladen. Gerade beim Verladen war ich besonders gründlich, wollte ich doch heute in der Zeltstadt einlaufen. Meines Wissens bin ich der erste, der dort zu Fuß hingekommen ist, zumindest nicht knapp 100 km und da wollte ich mir doch keine Blöße geben.

Von meinem Übernachtungsplatz aus musste ich nur noch 5 mal links oder rechts abbiegen und ich war da. Aber langsam, es waren noch 6 Kilometer. Der gesamte Weg war jedoch neu mit Beton belegt und so kam ich sehr gut voran. Vorbei an niedrigem Buschwerk, an halbhohen Wäldern, die großen im Wind rauschenden Windräder nicht zu vergessen ging es gemütlich weiter.

Und dann hat es mich emotional doch ziemlich erwischt, am Wald entlang gehend wurde der Wald immer lichter und ging nach und nach in eine Gebüschreihe über, die immer lichter wurde und dann auch Lücken ließ. Der Blick war frei und ich habe es in diesem Jahr zum ersten Mal wieder gesehen, etwa 300 oder 400 Meter vor mir tauchte das acht Meter große Holzkreuz von Siloah auf. Ich war total ergriffen, für mich stand fest, ich habe es geschafft, ich bin angekommen.



Das Ziel 2015: Zurück zum Ziel



Ich habe angehalten, meinen Wagen abgeschnallt und diesen Moment ganz tief in mich eingesaugt, ja ich habe auch geweint, und ich habe gebetet.

Wenn ich dabei an das vorige Jahr denke, dann bin ich wirklich wieder 

Zurück zum Ziel

Ein paar Meter hatte ich allerdings noch zu bewältigen, ist das Siloah-Gelände doch riesig groß. 

Also weiter vor zur Hauptstraße, die sehr stark befahren wird und dann rechts ab entlang des ganzen Siloah-Geländes. Natürlich konnte ich schon sehen, wie andere fleißig wie die Bienen ihre Plätze eingerichtet haben. Es würden ja etwas mehr als 2000 Christen erwartet, die eine Woche lang hier bleiben wollten. An der letzten Abbiegung hatte ich meinen Freund Arnulf angerufen, der schon früher da war und mich erwarten wollte.

So gab es am Eingang ein großes Hallo, Arnulf und seine ganze Familie waren da, auch von anderen, die mich aus den vorigen Veranstaltungen dort schon kannten.




 



















 Nach der Anmeldung konnte ich mich in mein von mir ausgesuchtes Dorf begeben und dort mein Zelt aufbauen.

Ich habe die Vorbereitung für meinen Weg genossen, mein Weg dorthin war die beste Vorbereitung auf das, was mich in diesem Jahr auf der Zeltstadt erwartet hatte und welche Art ich im Jahr 2016 nutzen werde, um wieder da hinzukommen, weiß ich noch nicht genau.


















2 Kommentare:

  1. Hallo Herbert!
    Habs gelesen mich mit Dir gefreut - danke für den ausführlichen Bericht.
    Liebe Grüße aus Österreich - Fritz

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  2. Hallo Herbert!
    Habs gelesen mich mit Dir gefreut - danke für den ausführlichen Bericht.
    Liebe Grüße aus Österreich - Fritz

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