Wenn
der Kopf schon unterwegs ist….
Heute ist der 15. Dezember und ich merke schon seit
Tagen, dass ich an nichts anderem mehr denken kann, nicht einmal Weihnachten
ist mir noch wichtig.
Zumindest nicht so wichtig, wie mein Weg. Der hat
absolute Priorität, nicht nur jeden Tag aufs Neue, nein, ich werde nachts wach
und bin nur noch unterwegs.
Ich erhalte Bilder vor meinen Augen, auf denen ich
mich sehen kann, jedoch in Landschaften, die meine Füße mein Leben lang noch
nicht betreten haben. Landschaften, die ich nicht kenne, oder nur aus den
Fenstern eines fahrenden LKW, aber in einer ähnlichen Form als Fotos bereits in
den verschiedenen Foren im Internet gesehen habe. Fotos, die ursprünglich
andere Pilger zeigen, hier jedoch sehe ich mich immer selber, vorgespannt vor
meinen Pilgerwagen.
Und was mir dabei aufgefallen ist, ich habe auf keinem
meiner Traumbilder einen finsteren oder gar miesen Gesichtsausdruck, immer
schaue ich fröhlich und freudig drein. Und noch etwas, immer scheint auch die
Sonne.
Aber es gibt auch eine Schattenseite, wenn ich das mal so
sagen darf, und gerade dann, wenn man sowieso ein körperliches Handicap hat und
wie ich nichts tragen kann, oder zumindest nicht sehr viel.
Mit der Zeit höre ich immer wieder und immer tiefer in
mich hinein, ich höre nachts mein Herz pumpen und frage mich: Ist das alles in
Ordnung so? ich spüre meine Gelenke und habe Bedenken, dass das mit der
Arthrose schlimmer wird. Ich werde nachts wach, weil ich
wieder falsch drauf liege und mich umdrehen muss. Schmerztabletten will ich
nicht nehmen, weil ich bei einigen auf die Gegenanzeigen zu stark reagiere und
ich mir denke, dass mir im Moment eigentlich nur ausreichend Bewegung bei zu
hohem Körpergewicht fehlt.
Ein Risiko diesbezüglich will ich aber auch nicht
eingehen, ich weiß doch, wie wichtig es gerade ab April auf dem Weg sein wird,
ausreichend Schlaf zu bekommen, um den Tag gut zu überstehen. Und weil es jetzt
noch nicht zu spät ist, habe ich gestern noch einmal meinen Hausarzt aufgesucht,
um da noch etwas abklären zu können und vielleicht noch Maßnahmen zu treffen,
die im Vorfeld ein Scheitern nicht unerheblich reduzieren zu können.
Sicherlich
gibt es kleine und größere Unfälle, die bei so manchem Pilger zu einem abrupten
Abbruch geführt haben, die lassen sich auch nicht verhindern. Aber aufgrund von
bekannten Einschränkungen, die ganz offensichtlich mit einkalkuliert werden
konnten, zum Aufgeben gezwungen zu werden, möchte ich vermeiden.
Also werde ich die Zeit noch nutzen, meine Gelenke so zu
trainieren und zu bewegen, dass ich dadurch unterwegs nicht überfordert werde,
sie mich aber auch nicht ausbremsen sollten. Auf Medikamente möchte ich
weitestgehend verzichten können, da bin ich eh kein Freund davon.
Mein Plan besteht darin, dass ich ab sofort mit einem
Wandertraining beginne, zunächst wenigstens einmal wöchentlich in und um Kassel
eine Strecke von 8 bis 10 Kilometern in meiner Pilgerausrüstung bewältigen
möchte, vorerst noch ohne Rucksack und ohne Pilgerwagen, jedoch in meinen
Pilgerschuhen und unter Zuhilfenahme meiner Wanderstöcke –klick-klack, weil ich
glaube, dass ich damit automatisch auch ausreichend Bewegung in meine Arm- und
Schultergelenke bekomme, die meiner Arthrose entgegen wirkt.
Wenn das dann alles so klappt, wie ich mir das in meiner
Theorie ausmahle, kann ich mich wohl im Januar bereits steigern, sowohl
bezüglich der Kilometer wie auch der Häufigkeit des Gehens. Die nächste
Steigerung wird dann das Gehen mit dem teilweise beladenen sowie dann auch mit
dem komplett beladenen Pilgerwagen sein.
Ich denke, dass gerade auch der Trainingszeitraum
Jan/Feb/März einen körperlichen Aufbau bedeutet der auch eine gewisse
witterungsbedingte Abhärtung mit sich bringt.
Bis dahin werde ich den Kontakt mit meinem Hausarzt
halten, aber Ende März möchte ich mich unwiderruflich für fünf Monate von ihm
verabschieden wollen.
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