Dienstag, 16. Dezember 2014

05. Wenn der Kopf schon unterwegs ist....




Wenn der Kopf schon unterwegs ist….

Heute ist der 15. Dezember und ich merke schon seit Tagen, dass ich an nichts anderem mehr denken kann, nicht einmal Weihnachten ist mir noch wichtig. 

Zumindest nicht so wichtig, wie mein Weg. Der hat absolute Priorität, nicht nur jeden Tag aufs Neue, nein, ich werde nachts wach und bin nur noch unterwegs. 

Ich erhalte Bilder vor meinen Augen, auf denen ich mich sehen kann, jedoch in Landschaften, die meine Füße mein Leben lang noch nicht betreten haben. Landschaften, die ich nicht kenne, oder nur aus den Fenstern eines fahrenden LKW, aber in einer ähnlichen Form als Fotos bereits in den verschiedenen Foren im Internet gesehen habe. Fotos, die ursprünglich andere Pilger zeigen, hier jedoch sehe ich mich immer selber, vorgespannt vor meinen Pilgerwagen. 

Und was mir dabei aufgefallen ist, ich habe auf keinem meiner Traumbilder einen finsteren oder gar miesen Gesichtsausdruck, immer schaue ich fröhlich und freudig drein. Und noch etwas, immer scheint auch die Sonne.

Aber es gibt auch eine Schattenseite, wenn ich das mal so sagen darf, und gerade dann, wenn man sowieso ein körperliches Handicap hat und wie ich nichts tragen kann, oder zumindest nicht sehr viel.

Mit der Zeit höre ich immer wieder und immer tiefer in mich hinein, ich höre nachts mein Herz pumpen und frage mich: Ist das alles in Ordnung so? ich spüre meine Gelenke und habe Bedenken, dass das mit der Arthrose schlimmer wird. Ich werde nachts wach, weil ich wieder falsch drauf liege und mich umdrehen muss. Schmerztabletten will ich nicht nehmen, weil ich bei einigen auf die Gegenanzeigen zu stark reagiere und ich mir denke, dass mir im Moment eigentlich nur ausreichend Bewegung bei zu hohem Körpergewicht fehlt.

Ein Risiko diesbezüglich will ich aber auch nicht eingehen, ich weiß doch, wie wichtig es gerade ab April auf dem Weg sein wird, ausreichend Schlaf zu bekommen, um den Tag gut zu überstehen. Und weil es jetzt noch nicht zu spät ist, habe ich gestern noch einmal meinen Hausarzt aufgesucht, um da noch etwas abklären zu können und vielleicht noch Maßnahmen zu treffen, die im Vorfeld ein Scheitern nicht unerheblich reduzieren zu können. 

Sicherlich gibt es kleine und größere Unfälle, die bei so manchem Pilger zu einem abrupten Abbruch geführt haben, die lassen sich auch nicht verhindern. Aber aufgrund von bekannten Einschränkungen, die ganz offensichtlich mit einkalkuliert werden konnten, zum Aufgeben gezwungen zu werden, möchte ich vermeiden.

Also werde ich die Zeit noch nutzen, meine Gelenke so zu trainieren und zu bewegen, dass ich dadurch unterwegs nicht überfordert werde, sie mich aber auch nicht ausbremsen sollten. Auf Medikamente möchte ich weitestgehend verzichten können, da bin ich eh kein Freund davon.

Mein Plan besteht darin, dass ich ab sofort mit einem Wandertraining beginne, zunächst wenigstens einmal wöchentlich in und um Kassel eine Strecke von 8 bis 10 Kilometern in meiner Pilgerausrüstung bewältigen möchte, vorerst noch ohne Rucksack und ohne Pilgerwagen, jedoch in meinen Pilgerschuhen und unter Zuhilfenahme meiner Wanderstöcke –klick-klack, weil ich glaube, dass ich damit automatisch auch ausreichend Bewegung in meine Arm- und Schultergelenke bekomme, die meiner Arthrose entgegen wirkt.

Wenn das dann alles so klappt, wie ich mir das in meiner Theorie ausmahle, kann ich mich wohl im Januar bereits steigern, sowohl bezüglich der Kilometer wie auch der Häufigkeit des Gehens. Die nächste Steigerung wird dann das Gehen mit dem teilweise beladenen sowie dann auch mit dem komplett beladenen Pilgerwagen sein. 

Ich denke, dass gerade auch der Trainingszeitraum Jan/Feb/März einen körperlichen Aufbau bedeutet der auch eine gewisse witterungsbedingte Abhärtung mit sich bringt.

Bis dahin werde ich den Kontakt mit meinem Hausarzt halten, aber Ende März möchte ich mich unwiderruflich für fünf Monate von ihm verabschieden wollen.


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