15. Erkenntnisse aus meinem Versuch,
den Camino zu gehen
„Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Mit diesem Spruch
habe ich meinen letzten Abschnitt beendet und er gilt nach wie vor und umso
mehr.
Es sind
jetzt gut vier Wochen her, dass ich bereits am ersten Tag meines Losgehens
entschieden habe, dass ich den Weg nicht weitergehen kann, weil gesundheitliche
Probleme entstanden sind, mit denen ich so nicht gerechnet habe.
Viele gute
Zusprüche habe ich erhalten aber auch bezweifelnde, ob ich denn vorher genug
Training angesetzt hätte und vor allem, ob ich denn auch fest genug meine Zähne
zusammengebissen hätte. Auch kamen Hinweise auf eine ausreichende Dosis
Ibuprofen oder anderer Mittel, die bei anderen wohl zur täglichen
Nahrungsaufnahme gehörten, weil Schmerzen haben ja wohl alle, früher oder
später. Ja, sind die denn alle gedopt?
Ich muss
mich dazu nicht rechtfertigen und will mich nicht rechtfertigen. Damit,
dass ich mir sehr viel vorgenommen habe, sehr viel Herzblut investiert habe,
soviel Vorfreude genossen habe und mitlerweile wohl noch viel mehr über
verschiedene Caminos erfahren und gelernt habe, als andere, und mich selber
dennoch so sehr enttäuscht habe, muss ich selber fertig werden.
Aber ich bin
ganz ehrlich, der Camino hat mich noch lange noch nicht losgelassen, ich
versuche, mir immer wieder neue Möglichkeiten auszudenken, es doch irgendwie
anzugehen.
Doch genau
damit bin ich beim Thema: anzugehen. Zum jetzigen Zeitpunkt und zur
körpereigenen Widerherstellungsmöglichkeit sagt mein Arzt: Nein!
Es lässt sich
fast alles behandeln, vieles wird durch medizinische Möglichkeiten besser und
bei manchen nutzt nur der medizinische Eingriff, wobei nicht alle eine Garantie
auf Besserung oder gar Heilung versprechen. Nach genauer Untersuchung könnte
mir mein Arzt mit einer Operation am Meniskus helfen, ok. Aber ohne Garantie
und schon keine Garantie, ob ich nach einer OP mit Gepäck egal in welcher
Transportweise einen solchen oder auch kürzeren Weg meistern könne. Bei den
meisten Menschen mit einem derart gelagerten Problem dauert alleine die
Heilungs- und Wiederherstellungsphase nach der OP wenigstens 12 Monate, zumal
ich ja auch nicht der Sportlichste bin.
Wenns dann
soweit wäre, habe ich die 67 voll gemacht und würde mit 68 Jahren dann
losziehen können. Ich weiss, es sind viele unterwegs, die auch viel älter sind,
aber auch mit viel weniger Handicaps.
Andererseits
könnte ich wahrscheinlich auch ohne medizische Eingriffe weiter klarkommen,
wenn ich eben ein wenig vorsichtig mit "meinen Knochen" umgehe und
auf solche zu starken Belastungen verzichte. Ich kann dann eben nicht mehr zu
hause 10-mal am Tag raus und wieder rein in den zweiten Stock laufen, muß den
Rasen auf dem Campingplatz auf zwei Mal mähen und bei kleinen Reparaturen eben
auch nicht Leiter rauf und Leiter runter steigen.
Bei meinen
arthrosegeschädigten Armen, meiner kaputten Hals- und Lendenwirbelsäule
vermeide ich ja auch übermäßige Anstrengen und Überbelastungen. Nun gehören
weiter Problempunkte eben auch mit dazu.
Der geehrte
Leser merkt wohl schon lange, worauf das alles hinaus läuft.
Ich gehe den Weg
des geringeren Risikos, lasse mich wie früher auch nur dann behandeln, wenns
nicht mehr anders geht und meine letzte Operation, bei der mir die linke Hälfte
meiner Schilddrüse wegen eine Tumors entfernt werden musste, sollte auch meine
letzte gewesen sein.
Ich habe
meine Vorbereitungszeit sehr genossen, denke mit großer Freude daran zurück und
geniesse noch heute jeden Eintrag, den ich im Internet über den Camino lesen
kann und freue mich mit denen, die es geschafft haben und hoffentlich sehr viel
davon mitnehmen.
Ich werde mich aber ab sofort komplett dezent im Hintergrund halten. Genauso
werde ich es mit Pilgertreffen halten, obwohl ich deren Zuspruch so sehr
genossen habe.
Danke sage
ich nochmal allen, die mir mit vielen Ratschlägen zur Seite standen, mich
ermutigt haben, und auch denen, die mir Trost gespendet haben, als ich mich
dazu entschlossen habe, abzubrechen.
Es ist mir wichtiger, meine noch zu
erwartenden Lebensjahre ohne weitere Einschränkungen, die ich mir eventuell
zusätzlich zufügen könnte, zu erhalten. Ich habe mehr als 50 Jahre auf meinem
Rentenkonto, viele gesundheitliche Einschränkungen mitgenommen und bin nun zu
der Erkenntnis gekommen, dass es mit der Selbstkateiung reichen muss.
Wolf Biermann hatte
einmal gesungen: "Da muss doch noch Leben im Leben sein".
Ich schau
mal nach.
Allen anderen, die es noch versuchen wollen, wünsche ich buen camino.
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