Mittwoch, 1. April 2015

Ende meines Caminos!




14. Ende meines Caminos!

Alles hat so toll begonnen und heute, endlich begann ich meinen Weg. Riesige Vorfreude, unheimlich viele Worte, tolle Worte zu meinem Vorhaben, von Kassel aus den Weg nach Santiago de Compostella zu gehen.

Ich fühlte mich überall gestreichelt und es tat gut.

Heute bin ich gestartet, habe mich riesig über Jani gefreut, die nach Kassel gekommen ist, um mich zu verabschieden. Und sogar der Himmel war mir gnädig gestimmt. Es lief alles prima an, die Bärchen habe ich abgeholt und verstaut und dann ging es runter in die Karlsaue. 

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass viele Leute unterwegs waren, weil der Wetterbericht ja nichts Gutes verheissen hatte. An der Fulle (Fulda) entlang ging es nach Bergshausen und weiter nach Fuldabrück. Selbst bis da hielt das Wetter immer nocht gut mit. 

So ging es den Anstieg in Fuldabrück hinauf und weiter aus Fuldabrück raus in Richtung Dörnhagen und da meldeten sich zuerst die Knie, auf halber Höhe meldeten sich meine Hüften, die Knie schwollen beide so langsam an, das hatte ich noch nie, das kannte ich garnicht, mein Fahrwerk wurde immer unbeweglicher, immer steifer. Ich kam nur noch mit durchgedrückten Knien vorwärts, machte alle paar Meter eine Pause, die aber wieder nichts brachte. Als dann auch noch meine Lendenwirbelsäule begann, sich zu krampfen und zu versteifen wusste ich, dass mein Traum beendet war. Mit weiteren Pausen erreichte ich dann noch Dörnhagen und machte gleich auf dem ersten Parkplatz wieder eine Pause.
 
Ich habe es ja gelesen, sowas haben alle mal, dass es hier und da weh tut, aber ich konnte ja nicht einmal mehr laufen. Lange habe ich überlegt, bin ich zu empfindlich? bin ich eine Memme? oder schaffe ich das körperlich wirklich nicht mehr. Für mich steht ja der Jakobsweg auf dem Spiel und es bringt mir garnichts, wenn ich jetzt nur einen Teil davon versuche, und das noch dazu weit weg. Hier konnte ich noch problemlos abgeholt werden, weit weg ist das viel aufwendiger.
 
Ich schäme mich nicht, dass ich nicht mehr geschafft habe. So habe ich jetzt die traurige Gewissheit, dass es für mich nicht geht. Da brauche ich mir keine weiteren Gedanken mehr zu machen, ich kann keinen Rucksack tragen und in Herbergen unterkommen, ohne Zelt und Schlafsack zu nutzen mag ich nicht. Ich bin eben kein geselliger Pilger, der noch bei Vino Tinto den Tag ausklingen lassen kann. Ich bin trockener Alkoholiker und möchte nicht neben anderen im Vino-Dunst einen Raum teilen. Aber ich werde in Gedanken mit anderen Pilgern mitgehen.
 
Also Ihr lieben Leser, Daumendrücker, Glückwünscher, begleitet bitte alle anderen Pilger genauso auf ihren Weg, wie Ihr es bei mir gemacht habt.
Mein Camino war kurz und ich hoffe, dass ich mir neben bisherigen Problemen nicht noch weitere eingefangen habe.


Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

3 Kommentare:

  1. Warum versucht du nicht in Spanien zu Starten und das ganze mit Gepäcktransport, ist ganz unproblematisch. Für die Übernachtungen gibt es genügend Möglichkeiten von Einzelzimmer und wer keine Geselligkeit möchte wird auch in Ruhe gelassen.

    Schöne Grüsse
    Peter

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  2. Hallo Peter, von dieser Möglichkeit habe ich natürlich auch gelesen, kommt aber für mich nicht in Betracht, da ich ersten Herbergen meiden wollte (der Grund steht im Text), Pensionen oder ähnliches ausgeschlossen wurde und letzendlich muss es auch finanziell in meinen begrenzten Rahmen passen. Jede Dienstleistung hat ihren Preis und unter dem Aspekt käme pilgern für mich garnicht in Frage.

    Schöne Grüße
    Herbert

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  3. Hallo Herbert,
    Ich finde es toll dass du trotz der Umstände deinen Camino gegangen bist, wenn auch nur kruz. Mein erster Camino ist auch bereits geplant, aber ähnlich wie bei dir werde ich morgen zum Arzt müssen weil der Körper wahrscheinlich gerade nicht mitmacht. Das wäre bedauerlich.
    Ich habe mir gedacht, für jedes "Gebrechen" gibt es einen Namen und fast immer eine Lösung. Lass dich nicht entmutigen! Vielleicht sieht man sich ja mal auf einem Camino ;)

    Liebe Grüße

    NK

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